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  • Studenten besetzen Unirektorat

    Der Protest gegen den Stellenabbau an der Universität Leipzig radikalisiert sich. Fast ein halbes Jahr nach Bekanntwerden der neuesten Kürzungspläne – Theaterwissenschaft.

    Forderung nach Rücknahme der Stellenkürzungen und mehr Beteiligung

    Der Protest gegen den Stellenabbau an der Universität Leipzig radikalisiert sich. Fast ein halbes Jahr nach Bekanntwerden der neuesten Kürzungspläne – Theaterwissenschaft und Archäologie stehen vor dem Aus – und drei Wochen nach der Massendemonstration durch die Leipziger Innenstadt haben sich etwa 15 Studenten der Theaterwissenschaft für eine neue Protestform entschieden: der Besetzung des Unirektorates. Seit 7 Uhr halten sie sich im Vorzimmer des Büros von Rektorin Beate Schücking auf. Auf dem Balkon haben die Besetzer ein Banner Richtung Goethestraße gespannt.

    Gegen 11 Uhr erschien Schücking zu einem Gespräch. Mittlerweile waren weitere etwa 80 Studenten erschienen, die sich größtenteils solidarisch zeigten, sich aber nicht an der eigentlichen Besetzung beteiligten. Die Protestierenden richteten acht Kernforderungen an das Rektorat, die sie per Handzettel unter den Studenten verteilten: darunter etwa die Rücknahme der Stellenstreichungen am Institut für Theaterwissenschaft, einen offenen Dialog mit der Studierendenschaft, mehr Transparenz und den Erhalt der Fächervielfalt an der Uni Leipzig.

    Die Diskussion, bei der sich zahlreiche Studenten zu Wort meldeten, verlief äußerst hitzig. Etwa für den Satz „Sie können mir glauben, dass mir die Kürzungen selbst weh tun“ erntete Schücking Gelächter. Auf die Forderung seitens der Besetzer nach einer öffentlichen Diskussion der Kriterien für die universitäre Profilbildung reagierte Schücking mit Unverständnis: „Die neuen Profillinien waren Thema im Senat und für alle Interessierten nachzulesen.“

    Ehemalige Vertreter der Fachschaftsräte von Theaterwissenschaft und Archäologie äußerten Kritik an Schücking, dass sie Einladungen zu Gesprächen nicht angenommen hätte. Schücking widersprach den Aussagen. Die Forderung, an die Geisteswissenschaften andere Maßstäbe als an die Naturwissenschaften anzulegen, wies Schücking mit deutlichen Worten zurück: „Mit dieser Forderung machen Sie sich lächerlich.“

    Besondere Empörung unter den Anwesenden erzeugte die Antwort Schückings auf eine Frage zur Zukunft der Theaterwissenschaft. „Werden Sie die Kürzungen zurücknehmen, falls Sie das nötige Geld dafür bekommen?“, fragten die Studenten wiederholt. „Ich würde die Theaterwissenschaft so weiterentwickeln, dass sie zukünftsfähig ist“, antwortete die Rektorin schließlich.

    Der Stura der Uni Leipzig erklärte seine Solidarität mit den Besetzern, schränkte diese jedoch ein. So sei etwa das Rektorat nicht gänzlich der richtige Adressat für den Protest, sondern vielmehr das sächsische Finanzministerium und die Staatskanzlei. Zudem sei die derzeitige Fokussierung der Besetzer kritisch zu sehen: „Unser Ziel ist der Erhalt aller Institute an der Universität, denn neben der Theaterwissenschaft stehen beispielsweise auch die Institute für Mineralogie, Slawistik und Wirtschaftspädagogik vor der Schließung. Außerdem ist in den Naturwissenschaften mit weiteren Kürzungen zu rechnen.“

    Auch Rektorin Schücking reagierte mittlerweile mit einer offiziellen Stellungnahme: „Unsere Universität lebt von freier Meinungsäußerung und Dialog. Diese Besetzung ist eine Form davon. Ich nehme sie als kreative, friedfertige Protestform wahr, und als solche nehme ich sie ernst und toleriere sie. Wir werden die Studierenden also im Rektorat bleiben lassen, auch ihre Transparente nicht entfernen, solange alles weiter in geordneten Bahnen verläuft.“

    Für Dienstag sind ab 9 Uhr Seminare, Diskussionen und ein öffentliches Plenum geplant. Wie lange die Besetzung andauern wird, erscheint ungewiss. „Solange diese Kürzungen nicht zurückgenommen werden, werden wir bleiben. Wir besetzen so lange, bis Sie sagen, die Institute bleiben“, erklärte eine der Protestierenden.

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