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  • Wenn das Scheckheft Unsterblichkeit kauft

    Der Actionfilm „Self/Less“ ignoriert sein eigenes Potential .

    Träumen wir nicht alle davon, dem Tod zu entrinnen? Und wenn schon nicht ewig leben, dann doch wenigstens ein paar hundert Jahre mehr? Damian Hale (Ben Kingsley), ein milliardenschwerer Industrieller, war es sein ganzes Leben lang gewohnt, immer das zu bekommen, was er wollte. Er stellte seine Macht ganz in den Dienst seines Firmenimperiums und opferte dafür sogar den Kontakt zu seiner Tochter Claire (Michelle Dockery). Als Hale die Diagnose bekommt, dass er unheilbar an Krebs erkrankt ist und bald sterben wird, verfällt er nach kurzer Trauer in sein übliches Verhaltensmuster: Er nutzt sein Geld, um sich Lebenszeit zu erkaufen. Albright (Matthew Goode), Strippenzieher einer elitären Geheimorganisation, macht Hale mit einem sehr teuren Verfahren, dem so genannten „Shedding“, vertraut. Dabei wird der Geist des Kranken in den gesunden Körper eines anderen Mannes verpflanzt. Nach kurzer Skepsis willigt Hale ein und unterzieht sich der Operation. Alles läuft bestens und er genießt die geschenkte Zeit im Körper von „Edward“ (Ryan Reynolds) in vollen Zügen. Doch bald wird er von wirren Träumen geplagt und hat wiederkehrende Erinnerungen an ein Leben, das nicht sein eigenes ist. In wessen Körper ist Damiens Geist geschlüpft? Welche Rolle spielt Albrights Geheimorganisation dabei? Und vor allem: Wenn der Menschheitstraum der Unsterblichkeit wahr wird, welchen Preis hat dann/dabei das ewige Leben? Ich bleibe nach dem Film mit einem gespaltenen Gefühl zurück. Einerseits ist „Self/less“ ein durchaus solider und spannend inszenierter Actionthriller. Auf der anderen Seite weint man um die vertane Chance, die die brillante Kernidee beinhaltete. Die ethischen und philosophischen Fragen, die solch ein „Shedding“ mit sich bringt, werden leider entweder sehr flach oder gar nicht behandelt. Woher kommt die Körper, in welche die Seelen transportiert werden? Wohin würde eine Welt steuern, in der nur wenige Vermögende und Skrupellose immer und immer wiedergeboren werden können? Was ist ein Menschenleben wert im Vergleich zu einem anderen? Solch essentielle Fragen wurden leider untergraben, als sich Regisseur Tarsem Singh („The Fall“, „Spieglein Spieglein“) für den einfachen und sicheren Weg des Unterhaltungskinos entschied: So bedient der Film alle Erwartungen eines inhaltlich vorhersehbaren Action-Thrillers und befriedigt mit Explosionen, Autoverfolgungsjagden und Schießereien. Damit wird „Self/Less“ jedoch die Chance genommen, aus dem konventionellen Mainstream-Kino auszubrechen. Und noch ein weiteres Potential wurde verschenkt: Mit Ben Kingsely ist der Film zu Beginn überaus ausdrucksstark besetzt, auch wenn ich mir gewünscht hätte, ihn noch über das erste Viertel hinaus zu sehen. Sein Schauspiel ist fraglos spannender als das seines formschönen Körperdoubles Ryan Reynolds. Bei den inszenatorisch eher mäßigen Kampfszenen macht dieser zwar eine gute Figur, doch den inneren Konflikt der Seelen spielt er zu eindimensional. Es hätte ein wirklich scharfsinniger Film mit philosophischem Ansatz werden können, mit einem erschreckenden und einem gleichzeitig faszinierendem Gedankenexperiment über das ewige Leben, doch „Self/less“ ist eher ein spannender, wenn auch konventioneller Actionfilm. Aus den philosophischen Ansätzen des interessanten Stoffs hätte aber durchaus mehr herausgeholt werden können.

    Seit 20. August im Kino

    Foto und Filmverleih: Concorde

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