Musik aus der Konserve, Film aus der Konserve
Der Elektro-Film „We are your friends“ trieft vor Kitsch und Klischees.
Da will Hollywood mal beweisen, dass es am Puls der Zeit ist und weiß, was die jungen Leute bewegt, doch der Schuss geht voll nach hinten los. Dabei war die Grundidee in unserer Ära nie enden wollender Sequels durchaus innovativ: „We are your friends“ sollte ein realistisches Abbild der Electronic Dance Music-Szene, kurz EDM, werden. Also dem Genre, das durch David Guetta, Calvin Harris und Co. aktuell den Mainstream bestimmt und jedem Teenager mit einem Laptop Hoffnung auf den großen Durchbruch macht.
So geht es auch Hauptdarsteller Cole (Zac Efron), der im Film als DJ groß rauskommen will. In einem Club trifft er auf sein musikalisches Vorbild James Reed (Wes Bentley) und wird kurzerhand sowas wie dessen Ziehsohn. Kontakte sind eben alles. Aber Cole kann dummerweise nicht seine Finger von James‘ Freundin (Emily Ratajkowski) lassen und das gefährdet seine Musikkarriere für einen Moment erheblich. Wenn das große Geld winkt, kann man so etwas aber verzeihen. Denn letztendlich kommt es ja nur auf den einen entscheiden Hit an und dass dieser Song eine Seele hat, so will uns der Film weismachen.
An Seele mangelt es „We are your friends“ selbst aber gänzlich. Als realistisches Szene-Porträt, als authentische Coming of Age-Story, als DER Film unserer Generation wurde er im Vorfeld angepriesen. Doch das alles erfüllt er nicht. Die Hauptdarsteller Zac Efron und Emily Ratajkowski – das ist die Brünette, die barbusig durch Robin Thickes „Blurred Lines“-Video gehüpft ist – lassen vielleicht nicht gerade auf eine tiefgründige Charakterstudie schließen. Doch ihnen kann man die dünne Story nicht zur Last legen.
Mag sein, dass die EDM-Szene in den USA anders aussieht als hierzulande. Realitätsnah ist das trotzdem nicht. Cole gehört zum Beispiel zu einer Clique von Jungs, die sich mit Drogendealen Geld verdienen und auch selbst alles nehmen, was ihnen in die Hände kommt. Damit sie über einen Lebenswandel nachdenken, muss ganz nach Hollywood-Art erst der Milchbubi der Clique an einer Überdosis sterben. Überhaupt trieft der Film vor Klischees und Kitsch. Nach nur drei Sätzen Gespräch mit James Reed gehört Cole plötzlich zu Hollywoods High Society. Und seine Liebschaft Sophie ist natürlich auch kein geldgeiler Groupie, sondern eine gescheiterte Studentin, die unglücklich in James‘ großer Villa lebt.
Der schlimmste Fehltritt des Films: die Musik spielt hier nur eine Statistenrolle, von einer Szene oder dem Business erfährt man nichts. Und selbst Coles Meisterwerk, auf das man bis zum Schluss hinfiebert, ist ein echt schlechter Song, den er irgendwie aus Handyaufnahmen verwurstet hat. Einzig die Musikvideo-Optik des Films muss man loben. Regisseur Max Joseph setzt auf extrem schnelle Schnitte, Comic-Elemente und Grafiken und könnte damit den Nerv der jungen Zielgruppe treffen. Ansonsten ist „We are your friends“ ein unglaublich oberflächlicher Film, den man guten Gewissens auslassen kann.
Ab 27. August im Kino
Foto und Filmverlieh: StudioCanal


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