Der Sound der Straße
„Straight Outta Compton“ ist ein großartiges Biopic über die Anfänge des Gangster-Rap.
Das beste Kompliment für einen Film über Hip Hop wäre wohl, dass man nach dem Kinobesuch selbst ein bisschen breitbeiniger geht und die eigene Street Credibility gefühlt gestiegen ist. Genau so ist es nach „Straight Outta Compton“, der Filmbiografie über den Aufstieg und Fall der legendären Hip Hop-Crew N.W.A. 1986 im kalifornischen Compton: Die DJs Dr. Dre (Corey Hawkins) und DJ Yella (Neil Brown Jr.) schließen sich mit den befreundeten Rappern Eazy-E (Jason Mitchell), Ice Cube (O’Shea Jackson Jr.) und MC Ren (Aldis Hodge) zusammen, um mit ihrer Musik erfolgreich zu werden. Fortan nennen sie sich „Niggaz Wit Attitudes“ – N.W.A.
Mit außergewöhnlichen Beats und knallharten Texten, die das Leben im sozialen Brennpunkt auf den Punkt bringen, erlangt die Crew schnell Bekanntheit und zieht die Aufmerksamkeit von Musikmanager Jerry Heller (Paul Giamatti) auf sich. Mit dem Album „Straight Outta Compton“ werden N.W.A international bekannt und legen den Grundstein für Gangster-Rap von der Westküste. Es folgt ein Alltag zwischen Konzerthallen, Partys und Frauengeschichten. Doch Manager Jerry nutzt die Gruppe aus. Über Geldfragen zerstreiten sich N.W.A, zuerst tritt Ice Cube, später auch Dr. Dre aus. Schließlich erkennt auch Eazy-E Jerrys krumme Geschäfte und trennt sich von dem Manager. Kurz nachdem sich der Rapper mit den anderen versöhnt und eine Reunion von N.W.A plant, stirbt Eazy-E an Aids.
Mit „Straight Outta Compton“ ist Regisseur F. Gary Gray ein großartiger Musikfilm gelungen. Die zweieinhalb Stunden vergehen wie im Flug und lassen kaum ein Detail der interessanten Biografie aus. Auf unterhaltsame Weise erhält der Zuschauer hier ein Lehrstück über die Anfänge des Hip Hop und ihrer heute noch erfolgreichen Größen. Gezeigt wird nämlich auch, wie die Mitglieder der Gruppe Anfang der Neunziger ihre eigenen Wege gehen und Dr. Dre beispielsweise auf Snoop Dogg und Tupac Shakur trifft. Der Rest ist Geschichte.
Dabei greift der Film auch hochaktuelle Probleme auf, wie die immer noch präsente Gewalt der Polizei gegen Afroamerikaner in den USA. Der schwierige, mitunter kriminelle Background der Hip Hopper, der einige bis zuletzt nicht loslässt, wird authentisch und eindringlich geschildert. Bei den Studio- und Konzertszenen möchte man hingegen einfach nur mitfeiern. Beim Casting ist den Filmemachern ein kleines Meisterwerk gelungen. O’Shea Jackson Jr. ist seinem Vater Ice Cube wie aus dem Gesicht geschnitten und auch die anderen Darsteller verblüffen mit Ähnlichkeit zu den Vorbildern und starkem Spiel.
In der Mitte des Films werden die zwielichtigen Geschäfte von Jerry Heller und der Plattenfirma auch für den Zuschauer etwas undurchsichtig, was den Handlungsablauf kurzzeitig beeinträchtigt. Das ist aber auch der einzige Wermutstropfen von „Straight Outta Compton“. Über allem thront die großartige Musik von N.W.A, die nichts von ihrer mitreißenden Kraft verloren hat.
Seit 27. August im Kino
Foto und Filmverleih: Universal Pictures


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