Konferenz der Köstlichkeiten
Leipzigs Partnerstädte stellen ihre kulinarischen Leckerbissen vor.
Die Galopprennbahn im Scheibenholz fungierte an diesem letzten Augustwochenende, vom 28. Bis 29. August, als malerische Kulisse für ein internationales Gourmetfestival, welches im Rahmen des tausendjährigen Jubiläums Leipzigs statt findet. Der Der Titel des kulinarischen Events erinnert mich an den mit Julia Roberts verfilmten Beststeller „Eat Pray Love“, wobei sich die Macher in diesem Fall auf das Wesentliche beschränken und ihre Festivität einfach „Eat Eat Eat“ nennen. Der Clou des Ganzen: Die Köche, welche an den Ständen zum Probieren ihrer Gerichte einladen, kommen aus allen 14 Partnerstädten Leipzigs.
Gleich am Eingang lenken mich exotische Düfte und melodische Klänge vom regnerischen Freitagnachmittagwetter ab. Neben den traditionellen Gerichten werden nämlich auch musikalische Kostproben der jeweiligen Länder präsentiert. Am Ende der Schlemmermeile befindet sich eine kleine Bühne auf der, passend zu Leipzigs Partnerstadt Thessaloniki, zum Sirtaki aufgespielt wird, (wobei die beiden Musiker Probleme haben die Anwesenden zum Tanz zu bewegen.) Den meisten Besuchern scheint nach dem ganzen Essen nicht nach Bewegung zu Mute zu sein. Die meisten der Besucher sind schon älter und wirken saturiert. Es ist ein bisschen wie im Urlaub: Männer mit weissen Socken und Sandalen, die auf der Suche nach einem exotischen Erlebnis sind und es hier in eienr bekömmlichen Dosis serveirt bekommen.
Zunächst schlendere ich von Stand zu Stand und möchte mir eigentlich nur einen Überblick verschaffen, als mich eine charmante Stimme aus den Gedanken reißt: „Kommen Sie ruhig näher. Nicht nur schauen, sie müssen auch etwas essen.“ Tatsächlich gelingt es dem Koch, welcher die Partnerstadt Lyon repräsentiert und ansonsten als Patissier im Cafè Maitre arbeitet, mich auf seine französischen Leckereien aufmerksam zu machen. Letztendlich probiere ich eine „Merguez“,die er mir lächelnd aushändigt. Eine „Merguez“ ist eine sehr würzige Bratwurst, welche aus Lamm- und Rindfleisch besteht und zu der natürlich ein Baguette gereicht wird. Am Stand der katalanischen Hauptstadt Barcelona versuche ich ein Gazpacho, welches vom Koch „als noch schmackhafter als ein tolles Salatdressing“ angepriesen wird und mir in der Tat sehr mundet. Mediterran geht es für mich die appetitliche Reise weiter und sie führt mich nach Italien genauer gesagt nach Bologna. Die Stadt liegt zwar nicht am Mittelmeer, aber das Fladenbrot mit dem berühmten Parmaschinken schmeckt dennoch fantastisch leicht und wie ein Urlaub am Meer.
Besonders delikat schmeckt mir das Rindergulasch mit dem Sauerteig, welches am Stand der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba zu kaufen ist, bevor ich den Abend mit hervorragendem Kuchen aus Brno ausklingen lasse, während mir eine Angestellte des Leipziger Fremdenverkehrsamtes einen Besuch der tschechischen Universitätsstadt schmackhaft machte. Wenn die Stadt so gut ist wie der Kuchen, werde ich mir das überlegen.
Der Eintritt kostete fünf Euro und die meisten Speisen waren von drei bis sieben Euro zu erwerben, wobei die Portionen ausreichend groß waren, um den Platz nicht hungrig verlassen zu müssen. Dennoch war es für den studentischen Geldbeutel ein strapaziöser Nachmittag Zu guter Letzt bleibt bei mir der Eindruck bestehen, dass nicht nur Liebe sondern auch Völkerverständigung durch den Magen geht.
Bilder: Alexander Sinoviev
Hochschuljournalismus wie dieser ist teuer. Dementsprechend schwierig ist es, eine unabhängige, ehrenamtlich betriebene Zeitung am Leben zu halten. Wir brauchen also eure Unterstützung: Schon für den Preis eines veganen Gerichts in der Mensa könnt ihr unabhängigen, jungen Journalismus für Studierende, Hochschulangehörige und alle anderen Leipziger*innen auf Steady unterstützen. Wir freuen uns über jeden Euro, der dazu beiträgt, luhze erscheinen zu lassen.