Ein neuer, alter Sherlock
Sir Ian McKellen spielt den berühmten Detektiv Sherlock Holmes und zeigt so ganz neue Facetten der Figur. „Mr. Holmes“ ist ein als Detektivgeschichte getarnter Kunstfilm.
Spätestens seit dem durch die BBC Serie „Sherlock“ ausgelösten Hype, ist der Meisterdetektiv Sherlock Holmes jedem bekannt. Arthur Conan Doyles Geschichten erfreuten sich natürlich schon zu seiner Zeit großer Beliebtheit, aber an diesem neuen Hype ist sicher auch der junge und adrette Benedict Cumberbatch nicht ganz unschuldig, der in der Serie voller Energie durch das moderne London flitzt. Was würde jedoch aus unserem cleveren Sherlock werden, sobald seine Jugend vergangen und sein Haar ergraut ist? Genau das zeigt uns Regisseur Bill Condon in „Mr. Holmes“, einem der Filme, die für die Leipziger Filmkunstmesse 2015 ausgewählt wurde.
Im Rahmen der Filmkunstmesse zeigt die „AG Kino – Gilde Deutscher Filmkunsttheater“ jedes Jahr Arthouse-Filme vor ihrer offiziellen Veröffentlichung, die dann von den Zuschauern bewertet und besprochen werden. So ist die Messe auch wichtige Plattform für Fachleute der Branche, die hier die Zukunft der Filmkunst erörtern können. Vom 14. bis 18. September hatten Filminteressierte nun die Chance dabei zu sein und aus einem Angebot von insgesamt 60 Filmen zu wählen. Einer dieser Filme war auch Condon’s „Mr. Holmes“, der offiziell erst am 24. Dezember in den deutschen Kinos anlaufen wird.
Der Film, bietet einen ganz neuen Blick auf die eigentlich schon alt bekannte Figur des Sherlock Holmes. Das Drehbuch beruht natürlich auf Arthur Conan Doyles Figuren, aber eben auch auf Mitch Cullins‘ Buchvorlage „A Slight Trick of the Mind“, die von einem mittlerweile 93jährigen Sherlock Holmes handelt, dem sein brillianter Kopf langsam zu versagen scheint. Der gealterte Detektiv (Sir Ian McKellen) lebt nicht mehr im aufregenden London, sondern zurückgezogen auf dem Land. Zusammen mit seiner Haushälterin Mrs. Munro (Laura Linney) und deren elfjährigem Sohn Roger (Milo Parker) trinkt er Tee und hütet seine Bienen. Die Pensionierung könnte so schön sein für Mr. Holmes, doch lässt ihn sein Gedächtnis zusehends im Stich und es gelingt ihm einfach nicht sich an einen 30 Jahre zurückliegenden Fall, den letzten seiner Karriere, zu erinnern. Dieses Mysterium kann der Meisterdetektiv natürlich nicht unaufgeklärt lassen.
Sir Ian McKellen zeigt in „Mr. Holmes“ einen Sherlock Holmes, der sich überraschenderweise nicht an den erfolgreichen Darstellungen seiner Kollegen Robert Downey Jr. (Sherlock Holmes, 2009) oder Benedict Cumberbatch orientiert. Er spielt diesen bereits zahlreich dargestellten Charakter auf eindrückliche, persönliche Weise und zeigt so ganz neue Facetten der Figur, die über clevere Deduktionen und rationale Kriminalarbeit weit hinausgehen.
So hat „Mr. Holmes“ nicht die typische Dynamik einer Detektivgeschichte, was den Film aber keinesfalls weniger spannend oder eindrücklich macht. Denn sowohl schauspielerisch, als auch technisch ist „Mr. Holmes“ ein unglaublich sehenswerter Film, der den Zuschauer mit einem Gefühl der wohligen Melancholie zurücklässt und im Grunde das perfekte Ende für die Abenteuer des Sherlock Holmes sein könnte.
Foto und Filmverleih: Alamode Film
Ab 24. Dezember im Kino
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