Wenn Elche über wabernden Boden gehen
Die Naturdoku „Magie der Moore“ ist ein visuelles Meisterwerk.
Wie kaum ein anderer Lebensraum birgt das Moor unzählige Geschichten: Seine Anziehungskraft und dunklen Mythen lassen erschauern, die Pracht seiner Artenvielfalt staunen. In der Dokumentation „Magie der Moore“ lenkt der renommierte Naturfilmer Jan Haft („Das grüne Wunder – Unser Wald“) den Blick auf eines unserer wichtigsten und schönsten Biotope. Im Wechsel der Tages- und Jahreszeiten zeigt der Film den Ort zwischen Wasser und Erde. Dabei bleibt die Landschaft immerzu anmutig, stimmungsvoll und wunderschön. Neben Wölfen, die durch weiße Wollgrasbüschel ziehen und Kranichen, die im Bruchwald ihre Jungen füttern, erlebt der Kinobesucher unter anderem fleischfressende Sonnentau-Pflanzen und zierliche Moospflanzen, deren Sporen krachend explodieren. Alles in allem entsteht ein filigranes Kunstwerk, das von der Natur in Jahrtausenden geschaffen wurde und das der Mensch erst allmählich zu erforschen, zu verstehen und zu bewahren beginnt.
In spektakulären Bildern stellt „Magie der Moore“ einen der bekanntesten heimischen Lebensräume vor. Fünf Jahren lang war das international vielfach ausgezeichnete Filmteam an über 80 Drehorten in Deutschland, Finnland, Schweden oder der Slowakei unterwegs. Zwar zeigt sich auch bei „Magie der Moore“ das Problem aller Naturdokus, denn die Landschaften werden in die Zweidimensionalität der Leinwand gepresst und wirken dadurch etwas platt. Doch dem wirken die Filmemacher geschickt entgegen. Mit modernster Kameratechnik und Stilmitteln wie Zeitraffern und Zeitlupenaufnahmen wird in faszinierenden Farbwechseln die Schönheit des Lebensraumes Moor präsentiert. Auch mit Makro- und Flugaufnahmen wurde gearbeitet. Die dabei entstandenen Naturaufnahmen sind umwerfend: bizarre abgestorbene Bäume, deren Äste sich zum Nachthimmel strecken, Kämpfe von Kreuzottern, Elche und Bären. Auch in die Unterwasserwelt der Moore wird geblickt.
Die faszinierenden Bilder werden untermalt mit Musik, die zwar anmutig und erhaben wirkt, aber leider oft die Ruhe eines tatsächlichen Moores stört, die sich der Zuschauer bei den Aufnahmen manchmal wünscht. Dazu kommen die Kommentare, die das Wissen gelegentlich etwas zu ausführlich vermitteln. Aber das das ist doch schnell verziehen, gehört die schnell-in-seinen-Bann-ziehende-Sprecherstimme doch Grimme-Preisträger Axel Milberg („Tatort“, „Hannah Arendt“).
Regisseur Jan Haft schafft ein schillerndes Porträt einer einzigartigen Flora und Fauna und macht gleichzeitig auf ein sensibles Ökosystem aufmerksam, welches es zu schützen gilt. Somit gelingt es „Magie der Moore“ , auch Fernweh auszulösen – nach skandinavischen Mooren, die sich kilometerweit zum Horizont erstrecken.
Seit 24. September im Kino
Foto und Filmverleih: nautilusfilm
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