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  • Gruselmärchen zum Gähnen

    Guillermo del Toro enttäuscht mit dem altbackenen „Crimson Peak“.

    Was den Grusel in mystischen Horrorfilmen für gewöhnlich ausmacht, ist die Angst vor dem Unbekannten. Der Reiz liegt darin, dass man nicht weiß, welche dunkle Macht hier wütet und wann das nächste Türenknallen einen kleinen Herzinfarkt verursacht. Diese unheimliche Freude wird einem bei Guillermo del Toros neuestem Werk „Crimson Peak“ gleich zu Beginn genommen. Hier weiß der Zuschauer von Anfang an, dass er es mit harmlosen Geistern und nicht ganz so liebenswerten Verehrern zu tun hat.

    402297Um 1900 verliebt sich die forsche Edith Cushing (Mia Wasikowska) in den mysteriösen Thomas Sharpe (Tom Hiddleston). Ediths Vater versucht, die Liaison zu unterbinden, doch wird kurz darauf brutal ermordet. Da Edith nun nichts mehr in der Heimat hält, zieht sie zu Thomas und seiner Schwester Lucille (Jessica Chastain) in deren riesiges, baufälliges Anwesen nach England. Ediths Fähigkeit, die Geister verstorbener Menschen zu sehen, erwacht in diesem Horror-Haus zu voller Blüte. Irgendwie scheinen die Geschwister Sharpe böse Dinge im Schilde zu führen.

    Wer auch nur zwei, drei Filme ähnlicher Art gesehen hat, weiß nach den ersten Minuten des Films, wo die Reise hingeht. Bis auf unwesentliche Details hat man diese Geschichte so schon hundert Mal und besser erlebt. Regisseur Guillermo del Toro gibt sich wirklich keinerlei Mühe, etwas im Verborgenen zu lassen. Von Anfang an ist die etwas zu enge Bindung zwischen den Geschwistern offensichtlich und jeder weiß, dass Edith doch besser ihren adretten Jugendfreund Alan (Charlie Hunnam) auserwählt hätte.

    Die – zugegebenermaßen ziemlich stylischen – Geister sieht man zu Beginn ausführlich in Nahaufnahme, was sie sofort entmystifiziert. Mehr Anlass zum Gruseln gibt es nicht, die spärlichen Schockeffekte in „Crimson Peak“ funktionieren schlichtweg nicht. Guillermo del Toro hat selbst gesagt, mit diesem Film wolle er zu den klassischen Geistergeschichten vor Found Footage und Torture Porn zurückkehren. Das ist ihm mit der sehr unaufgeregten Erzählweise gelungen, jedoch nicht in Sachen Subtilität. Der sehr realistische Mord am Vater und das blutige Finale wirken in diesem Gruselmärchen wie Fremdkörper.

    Einzig und allein die Optik reißt einen wieder einmal komplett mit und steht in einer Reihe mit del Toros Meisterwerk „Pans Labyrinth“. Die detailreiche Ausstattung der Darsteller und des Sets sowie die stimmungsvolle Kameraarbeit sind wahrlich beeindruckend. Leider können die ästhetischen Bilder nicht für die oberflächliche und altbackene Story entschädigen. Volle zwei Stunden „Crimson Peak“ sind definitiv zu lang.

    Kinostart: 15. Oktober 2015

    Foto und Filmverleih: Universal Pictures Germany

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