Animation aus Afrika und Emotionale Doku aus Leipzig
Am fünften Tag auf dem 58. DOK Festival: „Subsaharische Trickfilme 2“ und „Die große weite Welt“.
Viele vergessen oder wissen gar nicht, dass auf dem DOK Festival neben Dokumentations- auch Animationsfilme gezeigt werden. Eine der diesjährigen Sonderreihen des Festivals heißt „Afrika animiert. Subsaharische Trickfilme“ und zeigt Animationsfilme, die von afrikanischen Filmemachern gemacht wurden. Ich habe den zweiten Teil der Reihe am Freitag Vormittag besucht und unter anderem Produktionen aus Burkina Faso, Madagaskar und Nigeria gesehen.
„Wir möchten unsere eigenen Geschichten erzählen“, erzählt Laza, einer der Verantwortlichen von „Rencontres du Film Court“, die die Entwicklung des madagassischen Animationsfilms fördern. Deshalb sei es wichtig, dass Afrikaner lernen wie Animationsfilme gemacht werden. Bevor das Programm beginnt und insgesamt zwölf Filme zwischen zwei und zwölf Minuten gezeigt werden, verrät Laza, dass dies ein besonderer Tag sei: Zum ersten Mal werden madagassische Animationsfilme auf dem DOK gezeigt, was er durch ein Foto von den Zuschauern festhält.
Viele der Filme sind unterhaltsam und interessant, da sie technisch gut gemacht sind und sich mit gesellschaftliche Themen befassen. Die burkinische Produktion „Pondering“ beleuchtet ein komplexes Thema und punktet mit guter Technik. Der Film stellt unterschiedliche Bürger dar, die über ihr Leben in Burkina Faso sprechen. Viele von ihnen träumen von einem Leben in Europa oder in den USA, andere dagegen fürchten „drüben“ keinen Job zu finden und möchten lieber im Heimatland bleiben. Vereint sind alle Protagonisten im starken Wunsch die Armut hinter sich zu lassen.
„My Name is Leila“ wurde in Nigeria produziert und setzt sich mit dem sensiblen Thema Kindervergewaltigung auseinander. In dem Film erzählt Leila ihre Lebensgeschichte, die auf wahren Begebenheiten beruht. Sie erlebte eine glückliche Kindheit bis ein Freund ihres Vaters anfing sie zu vergewaltigen. Danach geriet ihr Leben aus der Bahn. Sie wurde schwanger, verließ ihr Elternhaus und prostituierte sich.
Nach diesem sehr gut gemachten aber zeitgleich erdrückenden Film, gab es eine kleine Pause, in der Jean Michel Kibushi, einer der Pioniere des Animationsfilms in der Demokratischen Republik Kongo, auf die Bühne kam. Er sprach davon, dass das Genre sich auf dem afrikanischen Kontinent noch am Wachsen ist und sich weiter entwickeln wird, wenn weiterhin finanzielle Mittel zur Verfügung stehen.
Ich war vor Beginn des Programms einerseits skeptisch aber auch sehr gespannt auf die Produktionen. Und ich wurde nicht enttäuscht. Die Mehrheit der Filme hat mich sehr unterhalten und die behandelten Themen waren sehr interessant. Dies war mein erster Kontakt mit Animationen vom afrikanischen Kontinent und ich bin gespannt, wie sich dieses Genre weiterentwickelt.
Auf einer Welle der Emotionen
Andreas Voigt begleitete von 1986 bis 1997 mehrere Leipziger und zeigt auf beeindruckende Art ihre Sicht und Gefühle vor und nach der Wende. „Die große weite Welt“ ist der vorletzte Film Voigts Leipzig-Reihe, die insgesamt sechs Dokumentationen beinhaltet. In dieser kehrt er 1997 zu einigen Protagonisten aus den früheren Filmen zurück, um zu sehen, was aus ihnen geworden ist. Wie sieht ihr Leben in der BRD aus? Was ist aus ihren Hoffnungen und Träumen geworden, die sie vor der Wiedervereinigung hatten? Nach einigen Jahren Wiedervereinigung sind die Hoffnungen und Träume der Protagonisten Wehmut und Ernüchterung gewichen:
Dietmar und Sylvia sind nach der Wende nach Bayern gezogen und planen jetzt Deutschland Richtung den Grenadinen zu verlassen. Isa hat ihre Punker Vergangenheit hinter sich gelassen und arbeitet als Rechtsgehilfin in Stuttgart und hat sich dem dortigen Leben angepasst. Eine Frau, die in einer Modefabrik gearbeitet hat, ist seit der Wiedervereinigung arbeitslos und beginnt gerade mit ihrer zweiten Weiterbildung.
Während der Dokumentation reitet man auf einer „emotionalen Welle der Protagonisten“, wie es der Regisseur anschließend sagt. „Die große weite Welt“ gibt den Zuschauer einen Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt einiger DDR-Bürger vor und nach der Wende. Besonders als Norddeutscher hat mich der Film fasziniert und in eine Welt eintauchen lassen, die ich so vorher nicht kannte. Dass die Herkunft bei der Wahrnehmung der Film-Reihe eine Rolle spielt, wurde mir erst nach dem Kommentar eines Zuschauers mit DDR-Vergangenheit klar, der sich während der Filme wie auf einer emotionalen Achterbahnfahrt fühlte.
Zudem war es sehr interessant Bilder des früheren Leipzig zu sehen, wobei ich über den Klamottenstil der Leute öfters laut lachen musste. Laut Voigt könnten die Menschen aber gut mit den Bildern leben, sonst hätten sie sich nicht für einen weiteren Film entschieden. Dieser entstand 17 Jahre nach „Die große weite Welt“ und komplettiert am Wochenende die DOK Reihe „Leipzig 1986 bis 2015“.
„Subsaharische Trickfilme 2“ wird erneut am Sonntag um 14 Uhr in den Passage Kinos gezeigt.
Der sechste Teil des Leipzig Zyklus „Alles andere zeigt die Zeit“ läuft am Sonntagabend um 19:30 auf der Schaubühne Lindenfels
Fotos: „Pondering“ – François d’Assise Ouedraogo, Arzouma Mahamadou Dieni und Moumouni Jupiter Sodré, „Die große weite Welt“ – Andreas Voigt
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