Ein Dach muss her
Leipzig soll ein selbstverwaltetes Soziales Zentrum bekommen.
Mehrfach hob der Wind den Pavillon aus den Angeln, der am Donnerstag vor dem Neuen Rathaus aufgebaut wurde. Doch dank vieler Hände, wurde er immer wieder auf den Boden gebracht. Auf der Suche nach einem festen Raum für ein soziales Zentrum kamen Menschen dort zusammen. Das Social Center Leipzig lud zum ersten Utopie-Workshop ein. Am Montag startete die Kampagne, die es sich zum Ziel gemacht hat, ein selbstverwaltetes soziales Zentrum in Leipzig aufzubauen. „Häuser denen, die sie brauchen“, heißt es auf der Internetseite der Gruppe. Die Initiatoren sind ein Zusammenschluss mehrerer antirassistischer Initiativen, Einzelpersonen und Geflüchteter.
Ausgangspunkt für das Anliegen sind die menschenunwürdigen Lebensumstände in den Flüchtlingsunterkünften, in denen die Geflüchteten isoliert und fremdbestimmt leben. Geflüchteten Menschen, aber auch anderen, die am Rande der Gesellschaft stehen, soll ihre Selbstbestimmung zurückgegeben werden. In einem Aufruf auf ihrem Blog prangert die Gruppe den großen Wohnungsleerstand in Leipzig an. Von 22.000 leeren Wohnungen ist die Rede, die eigentlich sinnvoll genutzt werden könnten. Deshalb fordern die Aktivisten von der Stadt ein Haus, in dem den Menschen ihre Selbstverwaltung zurückgegeben wird.
Nicht zufällig fand deshalb parallel zur Ratssitzung am Donnerstag der Utopie-Workshop statt. Der Stadt liegt bereits ein Antrag mit Forderungen vor. „Wir wollen vor allem ins Gespräch kommen und auf uns aufmerksam machen.“, sagt Sophie von Social Center Leipzig. Flyer und Plakate wurden an Passanten verteilt, Banner gemalt, Ideen gesammelt und geknetet. Ein Stadtplan von Leipzig zeigt die potenziellen Standorte für das Projekt und Sophie hofft, dass bis zum Abend noch ein paar mehr hinzukommen.
Die Initiatoren sind ein Zusammenschluss mehrerer antirassistischer Initiativen, Einzelpersonen und Geflüchteter. Das Projekt hat bereits viele Unterstützer gefunden. Bislang sind es elf Unterstützergruppen, unter ihnen die „Refugee Law Clinic“, „Atari on Sunday“ und der „Initiativkreis: Menschen.Würdig“.
Künftige Veranstaltungen stehen noch nicht fest, sollen aber zeitnah folgen. „Wir wollen das Haus noch vor dem Winter!“, sagt Sophie. Angesichts der Jahreszeit sind Treffen wie das am heutigen Tag bald nicht mehr im Freien möglich. Der Druck ist da und die Aktivisten sind entschlossen, die Sache, sollte die Stadt nicht liefern, „selbst in die Hand zu nehmen“, wie es am Ende des Aufrufes heißt.
Der nächste Utopie-Workshop findet am Donnerstag den 26.11. im Zwei|Eck in der Zweinaundorferstraße 22 statt.
Fotos: Josefine Bartels
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