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  • Weihnachten in der Klapse

    In „4 Könige“ verbringen vier Jugendliche die Feiertage in der Psychiatrie und kommen sich selbst dabei ein Stück näher

    Die meisten Patienten verlassen über Weihnachten die Psychiatrie und verbringen Weihnachten daheim bei den Liebsten. Lara (Jella Haase), Alex (Paula Beer), Timo (Jannis Niewöhner) und Fedja (Moritz Leu) gehören nicht zu den meisten. Sie verbringen die Weihnachtstage in der Anstalt, unter Aufsicht ihres Arztes Dr. Wolff (Clemens Schick).

    Lara erholt sich von einer Drogenpsychose, Alex steht nach der Scheidung ihrer Eltern unter dem hohen Druck der Verantwortung für ihre depressive Mutter und Fedja ist durch Mobbing schwer traumatisiert. Timo darf die Feiertage in der offenen Psychiatrie verbringen – Dr. Wolff will ihm die Chance geben, zu zeigen, dass er mit anderen zusammenleben kann. Timo ist aufbrausend. So unkontrollierbar aufbrausend, dass er den Kopf seiner Mutter auf eine heiße Herdplatte drückte.

    536819Die Jugendlichen und der junge Doktor sind allein in der Anstalt, nur Schwester Simone (Anneke Kim Sarnau) ist noch da, um sich um die jungen Patienten zu kümmern. Ihr ist vor allem Dr. Wolffs Therapie-Philosophie ein Dorn im Auge. Während Wolff die Jugendlichen an der langen Leine lässt, hält Simone klare Regeln während der Therapie für notwendig. Der Film „4 Könige“ zeigt die Feiertage in der Psychiatrie in 99 Minuten.

    Aus dem relativ einfachen Setting des Drehbuchs von Esther Bernstorff entwickelt sich zwar keine grandiose Geschichte, aber ein Psychogramm der Figuren. Die Art, in der die Regisseurin Theresa von Eltz vier der begabtesten deutschen Nachwuchsschauspieler inszeniert, ist schlicht und ungekünstelt.

    Es gibt viele Szenen, in denen sich Stille breitmacht, viele die laut sind, viele in denen man die Panikattacken und Launen der Figuren mit durchlebt. „4 Könige“ spielt auf einer Klaviatur von tieftraurig bis himmelhochjauchzend. Das ist auf der einen Seite wunderbar, weil es aus den Darstellern alles herausholt. Auf der anderen Seite ist es jedoch sehr anstrengend für den Zuschauer. Oft fragt man sich: Wann ist genug?  Und dies liegt nicht zuletzt daran, dass die Geschichte so einfach gestrickt ist, eher grob- als feinmaschig.

    Jella Haase („Fack Ju Göthe“) gibt eine gute verzogene Luxus-Göre ab, Paula Beer („Der Geschmack von Apfelkernen“) wirkt fast so verstört wie der von Moritz Leu („Der Nachtmahr“) gespielte Fedja. Jannis Niewöhner („Filme der Edelstein-Trilogie“) würde man als Timo nachts nicht auf der Straße begegnen wollen. Das Einzige, was an den vier Königen stört, ist das schmatzende Kaugummikauen Laras. Da fühlt man sich gleich an Chantal aus „Fack Ju Göthe“ erinnert.

     „4 Könige“ ist kein typischer Weihnachtsfilm – es gibt wenig Geschenkpapier, keine Kerzen und keine besinnliche Zeit mit der Familie. Der Film erzählt die Geschichte eines Weihnachtsfestes, wie es sich keiner von uns wirklich vorstellen kann – ein besinnliches, ruhiges und nachdenkliches Fest. Ein Film für alle, die mit den Weihnachts-Klassikern von „Tatsächlich Liebe“ bis zum „Der Polarexpress“ nichts anfangen können.

    Seit 3. Dezember im Kino

    Fotos und Filmverleih: Port au Price Pictures 

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