Kampf der Giganten
In „The First Avenger: Civil War“ teilen sich Marvels Superhelden in zwei Lager.
Die Avengers haben die Welt mehr als einmal gerettet. Sie wurden gefeiert und bejubelt. Doch wer sich an die ausladende Zerstörung in „Age of Ultron“ erinnert, dem wird klar sein, dass auch die Avengers nicht ohne den einen oder anderen Kollateralschaden auskommen. Auch bei ihrem neusten Einsatz im afrikanischen Lagos geht einiges schief: elf Zivilisten sterben.
Der US-Außenminister Thaddeus Ross (William Hurt) fordert deshalb, dass die Superhelden zukünftig einem Gremium der Vereinten Nationen unterstellt werden – ein entsprechendes Abkommen soll in Wien von 117 Nationen unterschrieben werden. Während der von Schuld zerfressene Iron Man (Robert Downey Jr.) auf der Seite der Politiker steht, will sich Captain America (Chris Evans) von niemandem vorschreiben lassen, wem er helfen darf und wem nicht. Als es bei der entscheidenden Sitzung zu einem Anschlag kommt, ist ein Verdächtiger auf den Videobildern schnell identifiziert: Bucky Barnes alias Winter Soldier (Sebastian Stan). Damit ist die Stunde der Entscheidung für den Captain gekommen: Macht er sich selbst auf die Suche nach seinem alten Weggefährten, stellt er sich damit gegen einen Großteil der Nationen der Erde – und gegen einige seiner besten Freunde. Um all dem noch einen drauf zusetzten drohen alle bei dem ganzen hin und her zu übersehen, dass sie mit Baron Zemo (Daniel Brühl) einen Gegner haben, den man nur gemeinsam besiegen kann.
Das dritte Abenteuer rund um Captain America wirkt an vielen Stellen ein bisschen wie Avengers 2,5 und setzt demnach einiges an Vorwissen voraus. Nicht nur Charaktere wie den Winter Soldier oder Falcon (Anthony Mackie), die aus den vorherigen Captain Filmen bekannt sind, sondern auch neuere Superhelden, wie Vision (Paul Bettany) oder Ant-Man (Paul Rudd) finden ihren Platz.
Ganz neu dabei ist Spiderman, dieses Mal verkörpert von Jungstar Tom Holland. So sehr die wiederholte Neubesetzung vorab an Kritik einstecken musste, umso spritziger und witziger schwingt sich der Spinnenmann (oder in dem Fall vielleicht eher Spinnenjunge) über den Bildschirm und macht jetzt schon Lust auf den für Sommer 2017 geplanten „Spiderman: Homecoming“.
Allgemein wird für das ernste Thema marveltypisch aber wieder viel gelacht. Vor allem Ant-Man, Falcon und, wie schon erwähnt, Spiderman sind für so manchen Spaß zu haben. Daneben sorgt selbstverständlich auch Tony Stark mit seinem gewohnt flotten Mundwerk für den einen oder anderen Schmunzler. Marvel beweist erneut ein Geschick für punktgenauen und sehr feinen Humor.
Regie führten erneut die Brüder Joe und Anthony Russo, die auch schon den zweiten Teil der Cap-Reihe auf die Leinwand brachten. Sie hatten sich für den Film ein Ziel gesetzt: sie wollten, dass der Zuschauer nach dem Abspann unschlüssig ist, welche Seite denn nun die „Richtige“ sei. Genau das ist ihnen gelungen. Schon während des Films ertappt man sich, wie man hier und da mal dem einen, mal dem anderen mehr Recht gibt und selbst Tage nach Kinobesuch ist man sich noch nicht so ganz sicher.
Erwähnenswert ist auch der Auftritt von Daniel Brühl, der hat sich bereits mit Filmen wie „Inglorious Basterds“ oder „Rush“ einen Namen in Hollywood gemacht, mit „Civil War“ kann er sein schauspielerisches Talent erneut eindrucksvoll beweisen. Zwar spielt er hier nicht den Bösewicht im engsten Sinne, aber er versucht strategisch die Truppe rund um Captain America zu verwirren.
Alles in Allem ist „The First Avenger: Civil War“ wie immer eine actionreiche Comic-Verfilmung, die zudem noch authentische Charaktere und eine sehr durchdachte Story aufzuweisen hat. Über die gesamte Spielzeit von 146 Minuten kommt nicht ein Mal das Gefühl von Langeweile auf. Besonders die Schlacht am Leipziger Flughafen, die letztes Jahr am Original Schauplatz gefilmt wurde, nimmt episches Ausmaß an und wird wohl, dank aufwendiger Action-Choreographie, noch lange im Gedächtnis bleiben. Marvel ist sicherlich ein weiterer Kassenschlager gelungen und „Civil War“ macht schon jetzt Lust auf weitere Marvelproduktionen. Ach ja, wie immer gilt natürlich: Sitzen bleiben, da kommt noch was nach dem Abspann!
Artikelfoto: Film Frame/Marvel
Hochschuljournalismus wie dieser ist teuer. Dementsprechend schwierig ist es, eine unabhängige, ehrenamtlich betriebene Zeitung am Leben zu halten. Wir brauchen also eure Unterstützung: Schon für den Preis eines veganen Gerichts in der Mensa könnt ihr unabhängigen, jungen Journalismus für Studierende, Hochschulangehörige und alle anderen Leipziger*innen auf Steady unterstützen. Wir freuen uns über jeden Euro, der dazu beiträgt, luhze erscheinen zu lassen.