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    Hinter den Spiegeln wird für es Alice bunt, schrill und fabelhaft wunderbar.

    Eigentlich sind Fortsetzungen von begeisternden Filmen ja immer nur ein blasser Abklatsch. Dies trifft besonders häufig zu, wenn die Geschichte nach dem ersten Teil bereits zu Ende war und keiner Fortsetzung bedurfte.

    Eine grandiose Ausnahme bildet die Fortsetzung von „Alice im Wunderland“ (ursprünglich als Buch „Alice’s Adventures in Wonderland“ 1865 erschienen) aus dem Jahr 2010. Das Sequel „Hinter den Spiegeln“ (ursprünglich als Buch „Through the Looking-Glass and What Alice Found There“ 1871 erschienen) entführt in die farbenfrohe Welt, die von Tim Burton geschaffen und vom Regisseur James Bobin nun neu erfunden wird. Sie glänzt besonders durch die Besetzung, die schon dem ersten Film seinen Glanz verlieh: Mia Wasikowska als Alice, zart und stark zugleich, Johnny Depp als der Verrückte Hutmacher, Helena Bonham Carter und Anna Hathaway als Königinnen. Neu dabei ist Sasha Baron Cohen, der den antagonistischen Charakter der Zeit darstellt – und dabei so manchen ins Grübeln über sein eigenes Zeitmanagement und Pensum bringt.

    Alice (Mia Wasikowska, rechts) trifft wieder auf die Rote Königin (Helena Bonham Carter)

    Alice (Mia Wasikowska, rechts) trifft wieder auf die Rote Königin (Helena Bonham Carter)

    Die Story dreht sich dieses Mal vor allem um den Hutmacher, der glaubt, Hinweise gefunden zu haben, dass seine Familie den Jaberwocky-Tag, an dem ein Drache das Unterland heimsuchte, überlebt haben könnte. Alice soll ihm helfen, seine Familie wiederzufinden – doch dafür muss sie „Zeit“ bestehlen, in die Vergangenheit reisen und diese verändern.

    Dass dies nicht möglich ist, weiß „Zeit“ schon lange: „Man kann die Vergangenheit nicht ändern. Sie war schon immer da. Sie wird immer da sein. Obwohl ich anmerken darf, dass man von ihr lernen könnte.“

    Die Drehbuchautorin Linda Woolverton lässt Alice und ihre Freunde vor allem lernen, was wahre Freundschaft, Ehrlichkeit, Vergebung und der Glauben an das Unmögliche bewirken können. „Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln“ ist auf der einen Seite witziger, auf der anderen Seite dennoch nachdenklicher als der erste Alice-Film.

    Nach ein paar schönen Story-Momenten war es das aber auch schon. Das Drehbuch erfüllt leider alle Klischees einer Fortsetzung: Eine allgemein schwache Handlung, dafür viele merkwürdige Wendungen, damit es um jeden Preis interessant bleibt.

    Alice (Mia Wasikowska)

    Alice (Mia Wasikowska)

    Herausragend gespielt sind vor allem die Hauptfiguren der Alice (Mia Wasikowska) und des Verrückten Hutmachers (Johnny Depp). Das Duo harmonierte bereits zuvor. Der herzzerreißende Abschied mit dicken Kullertränen, die aus den strahlend grünen Augen des Hutmachers flossen, ließ auf ein Sequel hoffen. Die Raupe Absolem (gesprochen von Alan Rickman) führt Alice am Anfang der 153 Minuten als Schmetterling in das Unterland zurück – eine Hommage an den Anfang 2016 verstorbenen Schauspieler.

    Für alle, die sich schon vor sechs Jahren für die schrille, bunte und wundersame Welt von Alice im Wunderland begeistern konnten, wird diese Fortsetzung in 3D keine Enttäuschung sein. Wenn man sich jedoch nicht von den satten Farben, den tollen Kostümen, den eindrucksvollen Bildern und den Charakteren verzaubern lassen kann, so ist der Kino-Besuch nicht unbedingt zu empfehlen.

     

    Seit dem 26. Mai im Kino.

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    Fotos: Disney

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