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    “Stolz und Vorurteil & Zombies” ist mit seiner Mischung aus Weltliteratur und Untoten der wohl postmodernste Film des Jahres.

    Wir schreiben das Jahr 1811. England wird von einer neuen Bedrohung heimgesucht. Diesmal sind es jedoch nicht die Franzosen – sondern Zombies. „Alles passt zusammen. Selbst wenn man die Napoleonischen Kriege durch eine Zombie-Apokalypse ersetzt funktioniert Austens Geschichte noch genauso gut.“, erklärt Regisseur Burr Steers, der mit „Stolz und Vorurteil & Zombies“ den wohl postmodernsten Film des Jahres in die Kinos bringt. Wer hätte ahnen können, dass sich Jane Austens berühmte Bennet Schwestern einmal als knallharte Zombiejägerinnen auf Papier und Leinwand wiederfinden würden. Mit seinem Bestseller „Pride and Prejudice and Zombies“ wagte sich Seth Grahame-Smith 2009 an die eigentümliche Mischung aus klassischen Charakteren und dem Mainstream-Horrorthema Zombie. Auch der Film vereint durch seinen schwarzen Humor neben den Genres Horror, Romantik und Action zwei Dinge, die eigentlich aus völlig verschiedenen Welten stammen.

    „Die Zombies stehen für die größten Ängste, die wir als Menschen haben und sie verstärken die hierarchischen Konflikte, von denen Austen schreibt…“ erklärt Produzent Seth McKittrick und auch Produzent Brian Oliver betont mit wie viel Treue zur Originalgeschichte das Projekt angegangen wurde: „Die Themen Reichtum und Ehe ließen sich problemlos in diese andere Welt übertragen. Außerdem waren die Zombies ein guter Ersatz für die Unterschicht.“ So haftet dem Film trotz viktorianischen Zombies viel Ernsthaftigkeit und Respekt für die Figuren an.

    Besonders Lily James (Liz Bennet) und Sam Riley (Mr. Darcy) gelingt es dabei selbst in eigentlich lächerlichen Szenen zu überzeugen. Zum Beispiel artet ein Wortgefecht beider in einen actionreichen Schwertkampf aus, der sich auf dem schmalen Grat zwischen Klamauk und Kunst befindet. Ihre Interpretation eines der berühmtesten Liebespaare der Weltliteratur steht früheren Verfilmungen in nichts nach und das tiefe Verständnis für die Figuren und ihre inneren Konflikte macht es erst möglich, das Zombiethema nahtlos in die romantische Handlung einzufügen. Es wirkt sogar, als wäre der Kampf gegen die Untoten das, was Austens Klassiker noch gefehlt hat, um die Geschichte wirklich ins 21. Jahrhundert zu holen.

    Auch Matt Smith (Parson Collins) und Lena Headey (Lady Catherine  de Bourgh) in den Nebenrollen tragen einen großen Teil zum gelungenen Genremix bei. Smith setzt wie schon in seiner Paraderolle in „Doctor Who“  auf physischen Humor und liebenswürdige Eigenartigkeit, während Headey (Game of Thrones) leicht überspitzt eine erbarmungslose, einäugige Zombiejägerin mimt.

    Durch eine nicht unerhebliche Portion Trash und Kitsch ist “Stolz und Vorurteil & Zombies” sicherlich nichts für jeden. Wer allerdings schon lange auf einen Kostümfilm mit starken weiblichen Charakteren und Massen von Untoten gewartet hat, wird seine helle Freude haben. Denn die Bennet-Schwestern tauschen sich nicht mehr bei Handarbeiten mit Nadel und Faden über den neusten Junggesellen aus, sondern beim Kampftraining. Der Film spielt so gekonnt mit dem Frauenbild des 18. Jahrhunderts und denkt Austens Charaktere noch ein wenig weiter. Aus den romantischen, redegewandten Heldinnen sind selbstbestimmte Shaolin-Kämpferinnen geworden, die zwar immer noch die große Liebe suchen, aber nebenbei auch noch eine Horde Zombies niedermetzeln.

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    Ab dem 9. Juni im Kino

     

    Foto: Universumfilm Sony

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