„Für mich gibt es zwei Schöns“
Auf einen Tee mit „Miss Sachsen“ Soraya Kohlmann
Es regnet. „Miss Sachsen“ kommt 15 Minuten zu spät zum Interviewtermin. Dafür liegen die Haare gut, das Make-Up sieht perfekt aus. Soraya Kohlmann redet leise, etwas zurückhaltend, aber sehr freundlich. Nach ein paar verkorksten Interviews in den letzten Tagen versuche sie, es jetzt besser zu machen, sagt sie. Die 18-jährige Abiturientin wurde im November zur „Miss Sachsen 2017“ gekrönt. student!-Redakteurin Charlott Resske traf sie zum Interview und zum Tee trinken. Soraya mag schwarzen Tee, am liebsten mit Milch, viel Milch.
student!: Herzlichen Glückwunsch zum Titel! Wie kam es dazu, dass du dich zur Wahl gestellt hast?
Soraya: Es ist nicht so, dass ich das schon immer machen wollte. Mich hat jemand gefragt, ob ich Lust hätte. Dann habe ich ein bis zwei Wochen überlegt, weil ich mir nicht ganz sicher war. Und dann dachte ich, dass ich ja nichts zu verlieren habe und nur neue Erfahrungen gewinnen kann.
Und wie war die Wahl? Spaß oder Stress?
Super viel Spaß. Zwei Freundinnen von mir waren auch mit dabei.
Ist die Miss-Wahl kein Ellenbogen-Wettbewerb?
Nee, Konkurrenz ist nicht spürbar. Man gönnt es jedem. Jeder weiß ja, dass es nur um das Aussehen geht. Aussehen ist immer eine Ansichtssache und da kommt es halt auf die Jury-Meinung an. Kein Grund, um neidisch zu sein.
So ein Wettbewerb ist ja schon ziemlich oberflächlich. Daran habe ich mich manchmal gestört.
Wie gehst du mit der Oberflächlichkeit um? Wird man als Miss Sachsen nicht nur als Objekt gesehen?
Ein wichtiges Kriterium ist natürlich das Aussehen. Bei den Interviews jedoch kann man seine Person vorstellen und auch mit Charakter überzeugen. Ich fühle mich nicht als Objekt angesehen.
Modelst du schon länger?
Mein erstes Fotoshooting hatte ich mit 14. Damals hatte mich ein Fotograf auf Facebook angeschrieben. Die Bilder waren dann online und so kamen immer mehr Anfragen. Mittlerweile kann ich auch etwas damit verdienen.
Beschäftigst du dich viel mit deiner Ernährung?
Ich bin seit fünf Jahren Vegetarierin. Als Kind habe ich immer geweint, wenn Tiertransporter an mir vorbeigefahren sind. Ich finde es schlimm, dass Tiere für unser Essen sterben müssen. Eine komische Vorstellung auf etwas Totem herum zu kauen. Ansonsten esse ich alles. Aber sich gesund zu ernähren macht natürlich am meisten Spaß.
Welchen Menschen findest du schön?
Alena Shishkova – mein Vorbild. Ein russisches Model. Sie hat ein tolles Gesicht. Viele kritisieren sie wegen der operierten Nase und der gemachten Lippen. Viele finden das total künstlich. Ich finde das schön.
(Beim Googeln von Alena Shishkova fällt die Ähnlichkeit zu Soraya auf.)
Kannst du dir selber Schönheits-OPs vorstellen?
(zögert) Nein, zurzeit nicht. Ich fühle mich in meinem Körper wohl.
Aber generell finde ich so etwas schon in Ordnung. Wenn man sich in seinem Körper unwohl fühlt, warum nicht?
Was bedeutet für dich „schön“?
Für mich gibt es zwei Schöns. Wenn ich finde, dass jemand schön aussieht, dann ist das einfach ein spontanes Gefühl.
Das andere Schön beschreibt, wie sich der Mensch gibt und welche Ausstrahlung er hat. Oft ist es so bei Menschen, die so nett und lieb zu mir sind, dass ich sie einfach wunderschön finde.
Was hast du für Aufgaben als „Miss Sachsen“?
Man wird zu gewissen Veranstaltungen eingeladen. In zwei Wochen bin ich zum Beispiel bei einer Preisverleihung dabei. Sowas halt. Aber so wahnsinnig ist es auch nicht. Die nächste große Aufgabe ist vor allem die Teilnahme an der Miss Germany-Wahl.
Alles ist noch etwas ungewohnt für mich. Ich muss erstmal lernen, was ich sagen kann und was nicht. Nach der Wahl hat mich ein Reporter nach dem Preis meines Outfits gefragt. Ich habe ehrlich geantwortet und das stand dann ganz genauso in der Zeitung. Das war mir total peinlich, weil mein Outfit billig war. Und überhaupt, wen interessiert das denn?
Hast du schon einmal daran gedacht, bei „Germanys Next Topmodel“ mitzumachen?
Früher schon, aber ich habe mir da nie Chancen ausgemalt. Ich bin mit meinen 1,72 Metern auch zu klein. Und ich weiß auch nicht, ob ich dafür der Typ bin. Die sind dort eher natürlich, während ich mich gerne schminke und Mädchen bin. Das ist ein Unterschied.
Deine Facebook-Seite hat 19 Likes. Ist dir Social Media nicht wichtig?
Nein, nicht wirklich. Ich hatte bisher auch noch keine Zeit, mich damit zu beschäftigen.
Kannst du dich mit Sachsen identifizieren?
Klar, ist ja meine Heimat. Ich bin in Leipzig geboren und habe nie woanders gelebt.
Sachsen ist bundesweit für den politischen Rechtsruck bekannt. Wie gehst du als Miss Sachsen damit um?
Ich selber kann mich mit den ganzen Rechtsradikalen nicht identifizieren. Es gibt überall Menschen unterschiedlicher politischer Einstellung, nicht nur hier in Sachsen.
Sneaker oder High Heels?
Sneaker.
„Primark“ oder „Zara“?
Zara. Ich mag den Stinke-Kram bei Primark nicht.
Freitagabend: Couch oder Party?
Couch. Definitiv Couch.
Studium oder Modeln?
Studium.
Foto ganz oben: Soraya Kohlmann mit „Mister Sachsen“ Philipp Schneider, Fotograf Ilja
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