„Der Prozess der Exzellenz-Profilbildung muss weitergehen“
Rektorin der Universität Leipzig Beate Schücking im Interview
Kommende Woche entscheidet sich, wer das neue Oberhaupt der Universität Leipzig wird. Am 31. Januar wählen die 82 Mitglieder des erweiterten Senats den neuen Rektor unserer Uni. Professorin Beate Schücking, die das Amt momentan innehält, tritt gegen Professor Jan Palmowski an, welcher aktuell an der Universität von Warwick (England) tätig ist.
Mit student! Redakteurin Juliane Siegert haben sich die beiden bereits zwei Wochen vor der Wahl über ihre Wünsche und Ideen ausgetauscht.
student!: Mit welchen Entwicklungen und auch Problemen sehen Sie die Universität Leipzig zukünftig konfrontiert?
Schücking: Wie viele andere Universitäten auch, sind wir weiterhin massiv unterfinanziert. Wir kompensieren das mit erheblichen Einwerbungen von Drittmitteln, aber da gibt es natürlich auch Grenzen. Umso wichtiger war es mir, mit der Landesregierung wenigstens Planungssicherheit zu erreichen. Wir haben mit der Zuschussvereinbarung Ende 2016 erreicht, dass wir bis 2024 einen klaren Finanzrahmen haben. Das ist sogar im Bundesvergleich einmalig.
Welche Ziele würden Sie in einer möglichen zweiten Amtszeit besonders in Angriff nehmen wollen?
Die Ziele insgesamt stelle ich demnächst der Universität ausführlich vor. Wie gesagt, die Rahmenvereinbarungen sind gerade ausverhandelt. Jetzt geht es darum, sie mit Aktivitäten auszufüllen, die die Universität weiter voranbringen, bspw. durch Stärkung der Nachwuchsförderung im Tenure-Track-Programm des Bundes gibt es sehr gute Chancen. Der Ausbau der Kooperation mit den Nachbaruniversitäten durch das neue geisteswissenschaftliche Forum ist ebenfalls ein sehr wichtiger Punkt. Der von mir angestoßene Prozess der Exzellenz-Profilbildung muss weitergehen.
Welche Momente Ihrer Amtszeit als Rektorin sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Ich blicke da auf einen Reigen von Erfolgen: von der Bewilligung der vielen Millionen für das Biodiversitätszentrum 2012 bis zur Entscheidung der Landesregierung Ende 2016, den Stellenabbau zu stoppen und die Uni Leipzig mit dem Ausbau von Juristenfakultät, Pharmaziemodellstudiengang und Bildungswissenschaftlichem Zentrum zu stärken.
Wie bewerten Sie die grundsätzliche Entwicklung der Universität Leipzig in den vergangenen Jahren?
Es ist mir gemeinsam mit dem gesamten Rektorat und vielen weiteren Mitstreitern gelungen, trotz der Sparauflagen die Universität wieder auf Wachstumskurs zu bringen. Und zwar zu einem Wachstum, von dem viele profitieren, das die Breite der Universität erhält, und sie insgesamt voranbringt, in der Forschung, und in der Lehre, aber auch in ihrer Sichtbarkeit in Stadt und Region. Dabei war immer auch die Kommunikation mit den Studierenden und studentisches Engagement wichtig. Die öffentliche Diskussionsveranstaltung „DonnerstagsDiskurs“ ist ein Beleg für Sichtbarkeit und Engagement.
Welche Ihrer persönlichen Eigenschaften und vergangenen Erfahrungen halfen Ihnen in der Vergangenheit das Amt der Rektorin der Universität Leipzig zu bekleiden?
Es war sehr wichtig, bereits Hochschulleitungserfahrungen zu haben. Und es bedurfte erheblicher Zähigkeit, um so viele Erfolge zu erreichen, wie wir sie jetzt vorzuweisen haben. Erreichen lässt sich vieles an einer Universität nur im Team. Und ich muss sagen, in schwierigen Phasen hat die gesamte Universität mitgeholfen, unseren Leipziger Kurs durchzuhalten. Das ist eine Erfahrung, die mich persönlich tief beeindruckt hat, für die ich dankbar bin.
Was mich besonders freut, ist, dass ich von unseren Studierenden, aber auch aus der Stadt immer wieder höre, dass man heute stolz ist auf die Universität und ihre Leistungen. Das erfüllt auch mich mit Stolz und Zufriedenheit.
Hier gehts zum Interview mit dem zweiten Bewerber Jan Palmowski
Das war die gescheiterte Rektorwahl 2016
Titelfoto: Elisabeth Platzer
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