Kitsch, imposante Bilder und tagelange Ohrwürmer
„La La Land“ ist eine Liebeserklärung an frühere Kinozeiten
Junge liebt Mädchen, Mädchen liebt Junge, dann kommt ihnen das Leben in die Quere und am Ende finden sie sich doch irgendwie. Die Story von „La La Land“ mag nichts bahnbrechend neues sein, dennoch sorgt der Film momentan weltweit für Gesprächsstoff und räumt alle nur möglichen Preise ab. Das liegt wohl daran, dass „La La Land“ trotz der leicht klischeehaften Geschichte doch irgendwie anders ist. „Filme wie diesen gibt es nicht mehr“ hieß es da schon im Trailer und das trifft den Nagel auf den Kopf. Denn „La La Land“ schafft vor allem eins: Es lädt zum Träumen ein. Zu Träumen von längst vergessenen Film-Ären, vom alten glamourösen Hollywood, das man heutzutage über unzählige Action-Blockbuster oftmals vergisst.
Regisseur Damien Chazelle, der schon vor zwei Jahren mit dem Jazz-Drama „Whiplash“ für Furore sorgte, wagt sich also jetzt an ein Musical. Das Genre, das in den letzten Jahren höchstens noch von singenden Disney-Stars oder aber dem ewigen Andrew Lloyd-Webber geprägt war. Doch schon die erste Szene lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass „La La Land“ etwas anderes ist: eine sechs-minütige virtuos choreographierte und größtenteils in einer Sequenz gefilmte Tanzszene auf im Stau stehenden Autodächern vor Los Angeles, die den Zuschauer gleich von Anfang an mitreist.
Danach beginnt die Geschichte von dem brillanten Jazzpianisten Sebastian (Ryan Gosling) und Mia (Emma Stone), die unbedingt Schauspielerin werden will. Wie schon gesagt, eigentlich nichts besonderes, sie verlieben sich und begehen die Höhen und Tiefen des Hollywood-Alltags miteinander. Dabei brechen sie ab und an in Musical-Nummern aus, alles aber stets so liebenswert, dass nie der Eindruck der Lächerlichkeit entsteht. Und wohl am wichtigsten ist: die beiden passen so gut zusammen, dass man darüber fast vergessen kann wie oft die Geschichte von „boy meets girl“ doch schon erzählt wurde.
Neben dem quasi perfekt gecasteten Hauptdarsteller-Paar besticht „La La Land“ aber vor allem durch seine unglaubliche Inszenierung. Komponist Justin Hurwitz (ebenfalls schon für Whiplash hoch gelobt) fährt mit pompösen Orchester- und Jazzsongs auf. Auch bild-technisch steht ihm der Film in nichts nach, von schon genannter Auftakt-Szene, bis hin zu Sebastians und Mias Stepptanz über den Lichtern von LA, kann man sich an den bunten, prächtigen Bildern gar nicht satt sehen.
Alles in allem ist „La La Land“ so gut gemacht, dass man dem Film die eine oder andere Schwäche gerne nachsieht. Von der klischeehaften bis teilweise kitschigen (ein Tanz in den Sternen eines Planetariums, ehrlich?) Geschichte, bis hin zu dem Internet-Aufreger, dass Ryan Gosling als weißer Hauptdarsteller vom wahren Jazz träumt. All das vergisst man, wenn man am Ende des Films selig das Kino verlässt, „City of Stars“ vor sich hin summt und allgemein das Gefühl hat als hätte man gerade seit langem mal wieder einen ehrlich guten Film gesehen.
Bilder: Studio Canal Deutschland
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