Die Eigenzeitlichkeit von Erinnerung
Rezension: The Dome, Vol. 80
Was, die gibt’s noch? Ja, die gibt noch! Die Compilation „The Dome“ wird 2016 zum nunmehr 80. mal aufgelegt, feiert somit ihren 20. Geburtstag und man könnte sich schon fragen, ob das noch nötig ist: Ein solches 90er-Jahre-Format und dann auch noch auf CD. Doch es ist wohl anzunehmen, dass die Leute von Sony Music wissen, was sie dort tun. Immerhin bietet man neben der Doppel-CD für 16,99 Euro auch einen MP3-Download für 13,79 Euro und weiß so auch die jüngere Generation der Compilation-Fans (Existenz nicht bewiesen) abzugreifen.
Das Programm ist altbekannt: Von Jahr zu Jahr werden die Künstler versammelt, die durch ihre musikalischen Leistungen das Prädikat „Chartstürmer“ verdient haben. So finden sich neben den internationalen Stars, die jeder kennt (Alicia Keys, Robbie Williams, Lady Gaga), auch die gefühlvollen, deutschen Akts (Sarah Connor, Tim Bendzko, Mark Forster), aber auch Künstler, deren Song man nur kennt, weil man in letzter Zeit auf der A4 zwischen Wommen und Dresden im Stau stand. Man hat sich also künstlerisch wieder breit aufgestellt und der Pressetext verspricht, dass der Kunde „ob zum Chillen oder Tanzen“ hier seine Wünsche erfüllt finden wird. Ja, es ist tatsächlich so: Nach der Tracklist könnte ein ganzer Tag geplant werden. Nach „As you wake up“ (Kelvin Jones), hast du direkt eine verrückte Idee, wie „Dye my hair“ (Alma). Da du dir deiner „Youth“ (Richard Judge) bewusst bist, zieht es dich sofort auf die Straße, jedoch nicht „Ohne mein Team“ (Bonez MC & RAF Camora feat. Maxwell). Dann heißt es für euch „Lose Control“ (Matt Simons) und ihr macht richtig „Alarm“ (Anne-Marie). Wenn dann der Abend einkehrt und der Alkohol geflossen ist, findet man sich sicher wieder einmal in einer Polizei-Situation. Während man die Beamten um „Mercy“ (Shawn Mendes) anfleht und darüber nachdenkt, ob das nicht doch alles „Bad Ideas“ (Alle Farben) waren, spielt man das letzte Ass im Ärmel aus: „Ain’t My Fault“ (Zara Larson), die The Dome-Scheibe hat mich so mitgerissen, Herr Wachtmeister.
Ans Ende der Nacht kann man sich dann sicher nicht mehr erinnern. Tja, „Karma“ (Julian Perretta). Möglicherweise wacht man dann aber auch auf und merkt, dass diese ganze Firlefanz nichts mehr für einen ist und das Compilations, CDs und die 90er vielleicht ganz zu recht untergegangen sind. Tja, Time to „Grow up“ (Olly Murs).
Bild: RTL II & Sony Music Entertainment
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