Ihr nervt!
Die Februar-Kolumne
Ihr seid super busy. Ich weiß. Ihr seid super gestresst. Ich weiß. Ihr geht immer zu spät ins Bett, denn in eurem Leben ist einfach zu viel los: Partyabende, Barabende, Vortragsabende, Küchenabende, Hausarbeitsabende. Ich weiß, ein tolles Leben habt ihr. Natürlich verschlaft ihr, seid nie pünktlich. Das gehört schließlich zu eurem Lifestyle. Zuspätkommen ist euer guter Ton. Pünktlichkeit ist doch was für Loser, für Langweiler.
Aber wisst ihr, ihr nervt!
Konsequent und immer kommt ihr 15 Minuten zu spät in die Vorlesung. Gründe, zu spät zu kommen, habt ihr genug. Und wenn es auch nur wegen einer (natürlich selbstgedrehten) Zigarette auf dem Innenhof der Uni ist. Und dann, wenn ihr euch erbarmt, die Veranstaltung zu besuchen, reißt ihr die Tür auf und marschiert herein. Spaziert an allen Reihen vorbei, setzt euch nach ganz vorne. Damit es alle sehen: Wie busy, gestresst, ausgebucht ihr seid. Damit es alle wissen: Wow, euer Leben ist so aufregend, dass ihr ausnahmslos zu spät kommt. Glückwunsch.
Zum Glück seid ihr nicht so viele. Ihr seid an einer Hand abzählbar – erfahrungsgemäß zwei bis drei Personen pro Studiengang und Jahrgang. Jeder kennt euch und genau darauf legt ihr es an. Ihr genießt euren Auftritt. Unpünktlichkeit ist eure Bühne.
Damit wir uns nicht missverstehen: Klar, jeder kommt mal zu spät. Das passiert. Bahn verpasst, lange Schlange in der Mensa, Hörsaal verwechselt, was auch immer. Das ist voll okay, ich möchte hier kein Plädoyer für penible Pünktlichkeit halten.
Doch eure konsequente Unpünktlichkeit ist einfach nur eine subtile Form der Arroganz. Ihr denkt, ihr seid so wichtig, dass ihr es euch leisten könnt, immer zu spät zu kommen und alle zu stören.
Es tut mir leid, euch enttäuschen zu müssen. Wir sind alle busy, gestresst, ausgebucht. Auf euren Auftritt können wir verzichten. Danke.
Hier gehts zur April-Kolumne: „Ich nerve“
Hochschuljournalismus wie dieser ist teuer. Dementsprechend schwierig ist es, eine unabhängige, ehrenamtlich betriebene Zeitung am Leben zu halten. Wir brauchen also eure Unterstützung: Schon für den Preis eines veganen Gerichts in der Mensa könnt ihr unabhängigen, jungen Journalismus für Studierende, Hochschulangehörige und alle anderen Leipziger*innen auf Steady unterstützen. Wir freuen uns über jeden Euro, der dazu beiträgt, luhze erscheinen zu lassen.