Das langweilige Soft-SM-Desaster von „Shades of Grey II – Gefährliche Liebe“
Der Hype um Shades of Grey geht weiter
Bereits vor zwei Jahren stiegen die Verkaufszahlen von Peitschen, Handfesseln und Augenbinden an. Die BDSM-Facebook-Gruppen quollen über, im Baumarkt fanden sich Selbermacher für SM-Utensilien. In diesem Jahr kam pünktlich zum Valentinstag der zweite Kinofilm zur Buchtrilogie von Autorin E.L. James heraus.
Der erste Teil barg noch den Hauch der Überraschung und eröffnete einen Blick auf das Thema „Liebe und SM“ im Kino. Doch nun ist der Überraschungseffekt vorbei, die Kinos sind leer – im Vergleich zum ersten Teil brachen die Besucherzahlen laut moviepilot.de um 73 Prozent ein.
Als Liebesgeschichte taugt der Film noch immer wenig. Es ist wieder eher ein Beziehungsdrama zwischen der grauen Maus Anastasia Steele und dem Milliardär Christian Grey. Ein ungleiches Paar, das weder körperlich noch geistig ganz zusammen findet. Der reiche Schnösel und die Frau aus dem Volk. Ein modernes Aschenputteldrama – alte Geschichte in neuem Lack.
Selbst die Sexszenen lassen zu wünschen übrig. BDSM-Liebhaber, die auf blutige Spuren, Atemspiele und psychischen Druck stehen, würden nur vor Langeweile einschlafen, denn auf der Kinoleinwand gibt es nicht einmal einen Ansatz von Soft-BDSM. Eine kleine Fesselspielerei, angedeutete Sexszenen aus dem prüden Amerika und die Kombination mit einem Beziehungsdrama reißen niemanden aus dem Sessel.
Bis zum Ende leuchtet es nicht ein, was an dem Film und an der Liebesbeziehung gefährlich sein soll. Weder der Moment, in dem Anastasia von einem Mädchen mit einer Waffe bedroht wird, noch Anastasias leicht verbeultes Auto, das eine Exfreundin von Mr. Grey kaputt zu machen versuchte, wecken Spannung. Gefährlich wäre es gewesen, wenn Anastasia sich bei einer Atemreduktion durch ein SM-Spiel eine Beinlähmung geholt hätte, im Rollstuhl sitzen hätte müssen oder sich den Tod geholt hätte oder wenn Mister Grey gar ein verkappter SM-Mörder wäre. Auch dauerhafte Schäden vom SM, wie sie in der realen Szene nicht selten sind, bleiben im Film natürlich aus. Wenn Mister Grey Anastasia wirklich wie eine Sklavin besessen hätte und sie halb zerstört hätte, dann wäre das Drama zu einem richtigen Actiondrama geworden. Grey bleibt aber ein Softboy im Soft-SM. Der Film ist weder ein echter Liebesfilm, noch ein Actionfilm. Auch in der Kategorie Beziehungsdrama würde er nur wenige Sterne ernten.
Das einzig Positive sind die erstklassigen Bilder und Szenen in die der Zuschauer mitgenommen wird. Feuerwerke, Bilder der Großstädte, Edelapartments, sinnliche Szenen. Schöne Bilder sind jedoch heutzutage Standard und machen den Film alleine nicht sehenswert.
Fotos: Universal Pictures International Germany
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