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    Filmrezension: Happy Burnout

    André Erkaus „Happy Burnout“ nimmt Neuzeitkrankheit aufs Korn. Mittvierziger Andreas – aka „Fussel“ – (Wotan Wilke Möhring) ist Punker aus Überzeugung. Er laviert sich mit Hartz IV und Almosen durchs Leben, indem er die Menschen mit jungenhaftem Charme um den Finger wickelt. Dabei hat er noch keinen Tag in seinem Leben gearbeitet und auch nicht vor, daran etwas zu ändern. Als seine Sachbearbeiterin Frau Linde (Victoria Trauttmansdorff) im Arbeitsamt jedoch wegen einer internen Prüfung aufzufliegen droht, muss sie schnell handeln. Kurzerhand schickt sie ihn mit der Diagnose Burnout-Syndrom in stationäre Therapie. Mit einem Exemplar „Burnout für Dummies“ bewaffnet, macht sich Fussel auf den Weg in eine luxuriöse Klinik, wo er auf echte Betroffene trifft. Mit seiner unkonventionellen Art mischt er Patienten wie Personal auf, macht sich dabei aber nicht nur unbeliebt.

    Irgendwie fehl am Platz: "Fussel" in der Luxusklinik

    Irgendwie fehl am Platz: „Fussel“ in der Luxusklinik

    Besonders schön ist anzusehen, wie es der Altpunk mit unkonventionellen Methoden schafft, wieder ein wenig Leben in seine ausgebrannten Mitmenschen zu bringen. Selbst Psychologin Alexandra (Anke Engelke) kann sich dem Charme des Chaoten nicht entziehen. Schließlich bekommt er sogar von der Klinikleitung den Auftrag, seine Mitpatienten zu therapieren. Da Fussel jedoch hauptsächlich an sich selbst denkt, geht dieser Plan natürlich zwangsläufig früher oder später schief.

    Durch eine großartige Darstellerleistung macht sich Möhring als Fussel zum echten Unsympathen, der mit seiner Sorglosigkeit sich selbst und andere in Gefahr bringt. Hier zeigt sich aber auch eine deutliche Schwäche des Filmes, der als eine Satire über das gerne als „bizarre Modekranktheit“ verschriene Burnout-Syndrom verstanden werden möchte. So richtig hilft Fussel keinem von ihnen mit seiner „Privattherapie“ und so bleibt im Grunde unklar, mit welcher Motivation ihm die anderen Patienten der Klinik schließlich bei seinen eigenen Problemen helfen wollen. Schließlich vollzieht sich auch der Wandlungsprozess des Protagonisten so schnell wie vorhersehbar, auch wenn zumindest ein gewisser Wandel der Figur wohl unabdingbar für das Happy End ist. Insgesamt scheint es so, als könne sich Regisseur André Erkau nicht recht entscheiden, ob der Film eine Komödie oder ein Drama sein soll. Damit verschenkt er sich einiges Potential einer eigentlich sehr guten Filmidee, eine moderne Erkrankung mit einer gewissen Leichtigkeit filmisch aufzuarbeiten. „Happy Burnout“ erweist sich trotz der kleineren Schwächen als unterhaltsame und durchaus sehenswerte Wohlfühlkomödie mit dramatischen Elementen.

     

    In den Kinos ab: 27. April

     

    Fotos: Warner Bros. GmbH

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