• Menü
  • Film
  • Politischer Psycho-Horror

    Filmrezension: Get Out

    Get Out spielt mit dem latenten Rassismus der vermeintlich liberalen amerikanischen Bourgeoisie. Der Film weiß seine Hauptdarsteller in Szene zu setzen. Es geht nicht allein um die Angst der Zuschauer vor der Leinwand, sondern auch um die innere soziale Angst – die Furcht vor dem „schwarzen Dämon”.

    Zunächst ist der Plot simpel. Die junge, weiße Frau, Rose (Allison Williams), lädt ihren afroamerikanischen Freund, Chris (Daniel Kaluuya), übers Wochenende zu ihrer Familie ein, die sich liberal gibt.

    In einer Gesellschaft, die von populistischen Strömungen überschwemmt wird, sind es eben diese eingebauten spitzen Kommentare des Drehbuchautors und Regisseurs Jordan Peele, die den Film zu mehr machen als zu einem reinen Psycho-Horrorfilm.

    Der Besucher merkt schnell, dass sich hinter der schönen Fassade etwas Unheimliches versteckt. Die zwei Hausangestellten der Familie, beides Afroamerikaner, legen ein äußerst unnatürliches Verhalten an den Tag und spätestens als Roses Mutter Chris hypnotisiert, ist er dem Schrecken, der nun folgt, restlos ausgeliefert.

    2477_D003_00070R_CROP_kl_th

    Noch sitzt die Familie idyllisch zusammen.

    Eines soll der Kritik vorweggenommen werden: Der Film ist Nervenkitzel und erzeugt eine unglaubliche Spannung. Es gibt aber auch einige Aspekte, die störend sind. Mag der Film vor allem in Hollywood als revolutionär gesehen werden, enden die überspitzten Darstellungen manchmal gewollt oder ungewollt im Lächerlichen. Beispielsweise ist der Freund von Chris, Rod (LilRel Bowery), ein schwarzer Streifenpolizist, der die Coolness der Afroamerikaner nahezu perfekt verkörpert. Er ist ein lebensfroher Mann und nutzt zur Begrüßung, wie sollte es anders sein, die Ghettofaust. Am Telefon meldet er sich nur mit: „Hey Bruder!”. Absurd wird seine Figur jedoch, als er auf dem Polizeipräsidium einer afroamerikanischen Kommissarin den Fall von Chris erklärt. Rod hat nämlich bereits früh die Masche der weißen Familie durchschaut und versucht nun mit Händen und Füßen den Sachverhalt logisch darzulegen. Dies gelingt ihm nicht, da er natürlich die lockere Art, die Komik seines Charakters und zudem die unglaubhafte Geschichte nicht ablegen kann (nicht zuletzt ist der Schauspieler im wahren Leben Comedian).

    Betrachtet man die aktuellen populistischen Tendenzen in Politik und Gesellschaft, spiegelt der Film die Entwicklung von verschleiertem Rassismus wider.  Von Geborgenheit oder gar Wohlfühlen kann man nicht sprechen. Die erzeugte Spannung macht den Film definitiv sehenswert und seine revolutionäre Ader, Rassismus in einem unkonventionellen Film aufzuzeigen, macht ihn zu einem Werk, das Hollywood und die Kinobesucher aufrüttelt – und eventuell auch Donald Trumps Amerika.

     

    In den Kinos ab: 4. Mai

     

    Fotos: Universal Pictures

    Hochschuljournalismus wie dieser ist teuer. Dementsprechend schwierig ist es, eine unabhängige, ehrenamtlich betriebene Zeitung am Leben zu halten. Wir brauchen also eure Unterstützung: Schon für den Preis eines veganen Gerichts in der Mensa könnt ihr unabhängigen, jungen Journalismus für Studierende, Hochschulangehörige und alle anderen Leipziger*innen auf Steady unterstützen. Wir freuen uns über jeden Euro, der dazu beiträgt, luhze erscheinen zu lassen.