Immatrikulationsstopp
Universität Leipzig bildet vorerst keine neuen Journalisten aus
Die Universität Leipzig wird zum Wintersemester 2017/18 keine neuen Studenten in den Masterstudiengang Journalistik immatrikulieren. Das hat der Rat der Fakultät für Sozialwissenschaften und Philosophie Ende April beschlossen. Ab 2018 soll der Studiengang dann in reformierter Form angeboten werden.
Roger Berger, Dekan der Fakultät, nannte in einer Pressemitteilung der Universität die stark rückläufigen Bewerberzahlen als Hauptgrund für die drastische Maßnahme. Der Rückgang sei „Indikator für eine gesunkene Attraktivität“. So gab es 2014 noch 251 Anwärter auf die 30 Studienplätze des Journalistik-Masters, im vergangenen Jahr waren es nur noch 127.
Die Uni reagierte mit dieser Entscheidung auf Defizite, die von den Führungskräften des Studiengangs jahrelang systematisch ignoriert worden waren. Personalmangel und Konflikte zwischen Professoren hatten in den letzten Jahren das Image der traditionsreichen Leipziger Journalistik-Ausbildung bröckeln lassen. Seit Jahren werden mögliche Qualitätsdefizite in der Lehre diskutiert.
„Mehr Stellen wird es nicht geben“, lässt Thomas Kater, Studiendekan der Fakultät Sozialwissenschaften und Philosophie, verlauten. Dekan Berger gibt zu, dass die Kommunikation unter Fakultätsvertretern in der Vergangenheit unzureichend war. „Leider ist es bisher nicht gelungen, eine Reform in die Wege zu leiten, trotz erster Gespräche schon vor rund zwei Jahren. Das hätte von allen Beteiligten stärker forciert werden müssen.“
Kommunikationsprobleme werden auch deutlich, wenn man bedenkt, dass der Einschreibestopp nicht von der Journalistik selbst ausgeht, sondern von der übergeordneten Fakultät. Unter Studenten wird bereits gewitzelt: „Dass die Abteilung Journalistik ausgerechnet zum Fachbereich der Kommunikationswissenschaft gehört, wirkt da sehr ironisch“, sagt Urs Humpenöder, Student der Leipziger Journalistik. „Wie das alles kommuniziert wurde, würde ich als maximal unglücklich beschreiben. Es nervt, wenn der Studiendekan vor allen Reformprozessen schon sagt, dass es nicht mehr Stellen geben wird. Stattdessen wird eine Reformkommission eingesetzt, deren Zusammensetzung intransparent ist und zu Lasten mancher Studierenden geht“, fügt Urs hinzu.
Professor Marcel Machill, Leiter der Journalistik-Abteilung, war offensichtlich weder beteiligt an der für seine Abteilung so schwerwiegenden Entscheidung, noch früh genug über den Beschluss in Kenntnis gesetzt worden. Er findet in einer Mitteilung des Evangelischen Pressedienstes klare Worte für die Vorgehensweise des Dekanats. Dass sowohl Studenten als auch Dozenten sehr unzufrieden seien, „haben wir vor zwei Jahren in einem Brandbrief an das Dekanat gesagt“, zitiert ihn die LVZ. Dass das Dekanat damals keinerlei Reaktion zeigte und nun „in einer Nacht- und Nebelaktion“ einen Immatrikulationsstopp beschließt, bezeichnet Machill als „heuchlerisch und wahnwitzig.“
Um die Umstrukturierung des Studiengangs voranzubringen, wurde vom Fakultätsrat eine Studienreformkommission unter der Leitung des Studiendekans Kater ins Leben gerufen. Diese soll sich aus mehreren Vertretern des Studiengangs und des Instituts für Kommunikations- und Medienwissenschaft sowie aus Studenten und Journalisten zusammensetzen, teilte die Universität Leipzig mit. Auch Professor Machill wird der Kommission angehören.
Kommentar „Die Leipziger Journalistik kann gerettet werden“
Foto: Marie Zinkann
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