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  • Die Hoffnung mit samtiger Stimme

    Leipzig soll „The Strumbellas“ kennenlernen

    Ich erzähle Freunden von einer Band. Von allen bekomme ich die gleiche Antwort: „Sagt mir nichts“. Ich stimme leise eine markante Melodie an. „I got guns in my head and they won’t go, I got spirits in my head and they won’t go “, summe ich verlegen. Es hilft – alle Mienen erhellen sich und jeder scheint das Lied zu kennen. Genau, das sind „The Strumbellas“ aus Kanada. Doch neben dem internationalen Hit „Spirits“ bietet ihr aktuelles Album „Hope“ noch eine Reihe weiterer musikalischer Überraschungen.

    Bereits 2012 veröffentlichte die sechsköpfige Truppe aus Toronto ihr Debütalbum „My Father The Hunter“. Wenig später erhielten sie den JUNO-Award, einen der begehrtesten kanadischen Musikpreise. Spätestens seit dem Hit im letzten Jahr kennt nun scheinbar auch in Deutschland jeder die markante sanft-kratzige Stimme des Frontsängers Simon Ward. Ich lese in Presseankündigungen sogar Vergleiche mit den erfolgreichen „Mumford & Sons“. Auch ich hatte „The Strumbellas“ zuvor nicht unbedingt auf dem Schirm, aber bei einem derartigen Vergleich möchte ich mir eine Kostprobe nicht entgehen lassen.

    Das Album beginnt mit dem erwähnten Hit, der sich sofort wieder als Ohrwurm in meinen Kopf schleicht und mir Lust auf Tanzen macht, obwohl ich gerade im Auto sitze. Dann bin ich gespannt, wie diese Stimmung nun ganze zehn weitere Songs aufrechterhalten werden soll. Das wird sie nicht. Denn ab Titel 2 beginnt eine Achterbahnfahrt durch alle Facetten von Folk Rock. Die samtige Stimme von Simon Ward begleitet mich dabei immer wieder auf der Reise von emotionalen Sprechgesängen bis zu rhythmischen Gitarrensoli. Immer wieder werde ich überrascht, wenn hier und da der sanfte Klang einer Violine in den Vordergrund rückt. Diese wird vom einzigen weiblichen Mitglied der Band, Isabel Ritchie, gespielt. Doch da ist noch etwas, das mich verzaubert: Die Texte. Viele Zeilen zeichnen ein staubiges, scheinbar dunkles Bild von der Zukunft. Doch im Unterton ist da auch etwas Glänzendes, ein Aufruf zum Optimismus der jungen Generation. Alles klingt also tatsächlich nach Hope – Hoffnung.

    Es kommt nicht häufig vor, dass mich ganze Alben von Folkbands begeistern. Selbst bei den besten Gruppen gibt es manchmal aufgeregt laute Balladen, die mir nicht unbedingt zusagen. Ich will nicht sagen, dass „The Strumbellas“ davon in der Vergangenheit verschont geblieben ist. Allerdings scheint „Hope“ als Ausnahme die Regel zu bestätigen. Ich merke gar nicht, wie das Album im ersten Durchlauf zu Ende geht und meine Autofahrt einfach so an mir vorbeizieht. Natürlich höre ich das Album auf der Rückfahrt noch einmal und seitdem auf Spotify rauf und runter.

    Wer diesen Schwärmereien nicht glaubt, sollte sich selbst vom neuen kanadischen Klang verzaubern lassen und sich ein eigenes Urteil bilden. Ich für meinen Teil habe für diesen Frühling ein neues Lieblingsalbum und freue mich auf die nächsten Zug- und Autofahrten mit Hoffnungsschimmer.

    strumbellas

    Wen der Zauber dann genauso mitnimmt, kann „The Strumbellas“ am 27. Juni live im Täubchenthal erleben.

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