Leipzig lässt Busreisende nicht länger im Regen stehen
Grundstein für Fernbusbahnhof gelegt
Leipzig mit dem Fernbus zu bereisen macht keinen Spaß. Das Warten am Straßenrand in der Goethestraße ist ebenso wenig angenehm wie der Mangel an Informationstafeln, sanitären Anlagen und Coffee-Shop-Filialen.
Nach mehreren Jahren intensiver Debatten über die Zukunft der Fernbusabfertigung soll das Problem nun bis Ende des Jahres 2017 gelöst werden: Am 30. März wurde der Grundstein für einen neuen Fernbusbahnhof gelegt. Dieser wird an der Ostseite des Leipziger Hauptbahnhofes entstehen, wo sich bisher ein Parkplatz für Bahnmitarbeiter befand. Elf Bussteige im Untergeschoss eines neuen Parkhauses sind vorgesehen, auf denen die Busse wenige Minuten halten dürfen. Danach müssen sie einen abseits gelegenen Busparkplatz ansteuern.
Der Service-Bereich des Fernbusbahnhofes soll laut Betreiber 4Service GmbH an einen Flughafen erinnern: Eine Verkaufszone mit Läden und Bistro-Angeboten ist vorgesehen sowie ein Informationsschalter, Toiletten und eine Gepäckaufbewahrung. Ebenfalls an der Ostseite des Hauptbahnhofes, etwa dort, wo zurzeit die Reisebusse parken, ist der Bau zweier Hotelkomplexe geplant. Insgesamt sollen 80 Millionen Euro in das Bauvorhaben investiert werden.
Leise Kritik an der Stadtverwaltung kommt aus den Reihen der Umweltorganisation Ökolöwe: Zwar freue man sich über die Grundsteinlegung, doch zeigt man sich enttäuscht über den Bau eines weiteren Pkw-Parkhauses, wohingegen noch gar kein Fahrradparkhaus existiere. „Für die Integration von zwei Fahrradparkhäusern in den Hauptbahnhof werben wir schon seit einigen Jahren“, so Tino Supplies, der verkehrspolitische Sprecher der Organisation. Ökolöwe fordert nun die Umfunktionierung von zwei Etagen der Parkhäuser an der Ost- und Westseite des Hauptbahnhofes zu überdachten Fahrradstellplätzen. „Wir sagen, die Verwaltung soll jetzt aus der Deckung kommen und das Heft in die Hand nehmen, da es nun Fördermittel vom Freistaat für den Bau von Fahrradparkhäusern gibt.“
Ein weiteres Problem, dem der Fernbusbahnhof Abhilfe leisten könnte, ist die mangelnde Gepäcksicherheit am Standort Goethestraße. Immer wieder werden Gepäckstücke aus den unbewachten Gepäckfächern entwendet. Anne-Katrin Wiesemann von der Verbraucherzentrale Sachsen meint: „Vor allem die verkürzte Aufenthaltsdauer der Busse in der Terminalhalle verringert die Diebstahlmöglichkeiten.“ Dennoch sieht sie immer noch Defizite. „Um die Situation wirklich zu verbessern, müsste man noch bessere Kontrollen bei der Gepäckaus- und einladung implementieren.“ Der ungehinderte Zugang zur Gepäckklappe müsse verhindert und das System der Gepäckzettel konsequenter durchgeführt werden.
Die Unzulänglichkeit der Haltestellen in der Goethestraße war bereits seit einigen Jahren bekannt. Im Stadtrat forderte die Linksfraktion damals ein Workshop-Verfahren, um Vorschläge zu einer Lösung auszuarbeiten. Die Stadt entschied sich allerdings für Verhandlungen mit einem privaten Investor.
Fotomontage: Gerber Architekten, S&K Development Partners Objekt GmbH
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