Täglich grüßt der Teenie-Alltag
Filmrezension: "Wenn du stirbst zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie"
„Vielleicht gibt es für dich ein Morgen. Vielleicht auch 100, 1000 oder sogar 3000 weitere.“ In „Wenn du stirbst, zieht dein Leben an dir vorbei, sagen sie“ gibt es für Samantha Kingston (Zoey Deutch) kein Morgen mehr. Nach einem Autounfall auf dem Rückweg von einer Party, wacht sie am Morgen desselben Tages auf, um alles in einer Endlosschleife wieder und wieder zu erleben. Die anstrengende Familie frühmorgens, der unliebsame Rosenkavalier in der Schule und das enttäuschende Verhalten ihres Freunds begegnen Samantha im 24-Stunden-Takt. Verzweifelt sucht sie nach einem Ausweg aus ihrer Lage, bis sie den Entschluss fasst, den Tag nicht für sich selbst, sondern für die Menschen in ihrem Umfeld zu etwas Besonderem zu machen. Dies gelingt ihr mit jedem neuen Morgen mehr, sie geht in ihrem Vorhaben förmlich auf, bis sie in der wichtigsten Situation alles gibt und dabei ihr Leben riskiert.
Nicht nur das Ende, sondern der Film in seiner Gänze hinterlässt dem Zuschauer eine Menge Stoff zum Nachdenken. Dass ein Tag nicht Festes, Schicksalhaftes ist, sondern das Resultat der Handlungen aller, wird durch Samanthas unterschiedliches Verhalten am immer gleichen Tag deutlich. Durch ihre eigenen Entscheidungen übt sie direkten Einfluss auf ihre Mitmenschen aus. Dabei macht sie einen offensichtlichen Wandel durch. Zunächst ängstlich und verzweifelt in dieser ungewöhnlichen Situation, gelangt sie später zu einer „alles-egal-Einstellung“, denn wer keine Konsequenzen zu befürchten hat, kann machen, was er will, so ihr Gedanke. Doch dieser Wandel bleibt nicht unbemerkt: Samantha wird nach einem Streit aus ihrer Clique ausgeschlossen und merkt schnell, wie es sich anfühlt, allein dazustehen. Hier beginnt ihr Umdenken, sie handelt bedachter, erkennt vergangene Fehler und setzt alles daran, diese wiedergutzumachen. Ganz andere Charakterzüge an ihr kommen zum Vorschein.
Die Atmosphäre in unterschiedlichsten Situationen wird durch filmische Mittel gut verdeutlicht. Ob rotes Partylicht, themenbezogene Musik oder ein nebliges Waldstück, dem Zuschauer gelingt es schnell, die Situation, auch auf emotionaler Ebene, zu erfassen. Auch die Botschaft „Become who you are“, „Sei, wer du wirklich bist“, wird im Verlauf des Films immer wieder, auch implizit, aufgegriffen.
Ändere dein Verhalten und dein komplettes Leben ändert sich. Feinde werden zu Freunden und Nervensägen zu Liebhabern. Wünschenswert wäre das sicherlich. Zudem mag der ein oder andere aus dem Alter des überdrehten Teenie-Gehabes mit viel Gekreische und Aufgedrehtheit, unanständigen Knutschereien unter Alkoholeinfluss und dem Ersten Mal als dem Themen schlechthin vielleicht raus sein.
Fazit: Wenn man über ab und zu aufkommende Teenager-Momente hinwegschaut und akzeptiert, dass der Film mehr zum Nachdenken anregt als dazu, sein eigenes Leben komplett umzukrempeln, durchaus sehenswert. Am besten zu zweit, um sich nachher über die eigenen Gedanken austauschen zu können.
In den Kinos seit: 1. Juni 2017
Fotos: Courtesy of Sundance Institute
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