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  • Alle 11 Minuten verliebt sich Pierre

    Filmrezension: Monsieur Pierre geht online

    Monsieur Pierre geht online ist eine Liebeskomödie wie aus dem Bilderbuch. Die Figur des Monsieur Pierre ist fantastisch skizziert und Schauspieler Pierre Richard setzt sie überzeugend um. Der französische Regisseur Stéphane Robelin hat sein Talent im Umgang mit Jung und Alt bewiesen.

    Die Geschichte besteht aus dem Rezept, das Liebeskomödien so unwiderstehlich romantisch und mitreißend macht. Rentner Pierre, der nach dem Tod seiner geliebten Frau isoliert in seinem verstaubten Appartement in Paris lebt, ist mürrisch, dickköpfig und resistent gegenüber der weiten Welt vor seiner Terrasse mit dem wunderschönen Blick über die Stadt der Liebe. Eines Tages jedoch beschließt seine Tochter, einen Computerlehrer zu engagieren. Alex (Yaniss Lespert), der heimliche Freund von Pierres Enkeltochter, wird dazu auserkoren. Er muss dem resoluten Witwer die Welt des World Wide Web zeigen.

     Wenn Alex weg ist, findet Pierre etwas, dass jeder Single liebt und zugleich verflucht: Ein Dating-Portal. Pierre meldet sich an, aber als eine etwas optimierte Version von sich selbst – Er wird in der Suchmaschine nach Liebe zu Alex. Schnell entpuppt er sich als Frauenversteher und Charmeur. Es kommt zum ersten Date mit Flora (Fanny Valette), einer jungen Brüsselerin. Alex muss ins kalte Wasser springen und sich als junge Variante von Pierre ausgeben. Es passiert, was passieren muss. Pierre und Alex verfallen beide der hübschen Flora, die die typisch reizende Femme Parisienne ist. Wie die beiden nun versuchen, die Gunst Floras zu erobern ist eine Geschichte mit Lachgarantie.

    Der Film spielt mit dem Begriff der Liebe und der Vorstellung einer Beziehung zwischen Mann und Frau, egal welcher Art. Pierre ist dabei der Verfechter der alten Schule und dem stümperhaften Verhalten von Alex gegenübergestellt, der erst nach dem Sex die Frauen kennenlernt.

    Spannung wird dem Liebesfilm durch die verworrene Familiengeschichte verliehen. Denn Geheimnisse führen zur Katastrophe. Die Geschichte ist daher prädestiniert für einen sehr offenen und manchmal oberflächlichen, aber unterhaltsamen Witz. Die Absurdität der Geschehnisse macht  den Film schlussendlich zu einer französischen Komödie á la carte. Eine perverse Nuance hat die Liebe von dem 50 Jahre älteren Pierre zu Flora nicht. Die Zuneigung beruht vielmehr auf einer gemeinsamen Verlusterfahrung und der Sehnsucht nach Nähe. Tiefergreifende Themen sind hier fehl am Platz. Der Film dient schlichtweg der guten Sonntagabend-Kinopopcorn-Stunde. Der Zuschauer darf irrwitzige Situationen, erschrockene Mienen und viel Gefühl erwarten. Sollte es einem am Sonntagabend aber nach schwerer Kost mit viel Inhalt sein, ist Monteur Pierre nicht der richtige Verführer. Lust auf mehr macht der französische Film dennoch und wenn die Geschichte doch nicht die Erwartungen erfüllen sollte, bleiben die Fernweh weckenden Eindrücke aus Paris und Brüssel, die dem Ganzen den Charme verleihen.

     

    In den Kinos ab: 22. Juni 2017

     

    Fotos: Neue Visionen Filmverleih GmbH

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