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    Filmrezension: Overdrive

    Wer will schöne Autos sehen, der muss nur ins Kino gehen. „Overdrive“, der neue Film des kolumbianischen Regisseurs Antonio Negret, bietet von Verfolgungsjagden, Explosionen und Kampfszenen alles bis hin zum Gespräch über die große Liebe. Ein Actionfilm für Autoliebhaber, der leider den Klischees verfällt.

    Die Halbbrüder Andrew (Scott Eastwood) und Garrett (Freddie Thorpe) haben sich auf den Diebstahl von Luxuswagen spezialisiert. Als durch ein Missgeschick ein Coup schiefgeht, fallen die beiden in die Hände des Gangsters Jacomo Morier (Simon Abkarian) und müssen, um ihren Ruf und ihr Leben zu retten, einen waghalsigen Auftrag annehmen und das Schmuckstück der Garage Moriers größtem Wiedersacher, Max Klemp (Clemens Schick), stehlen.

    image_05So weit so gut. Die perfekte Grundlage für einen Actionfilm scheint gegeben zu sein. Auch die visuelle Arbeit bei der Darstellung der bezaubernden Landschaft Südfrankreichs und verschiedener Luxuskarossen, sowie der Einsatz von Oldtimer bei Verfolgungsjagden geben dem Film ein spezielles Aussehen.

    Leider sind viele Momente zu leicht vorherzusehen, die Erzählstruktur bewegt sich, um in der Sprache des Themas zu bleiben, in gelenkten Bahnen. So vergeht eine gute Stunde und man schmunzelt sich durch Momente wiederholter logischer Vollbremsungen und versucht den Versuch auszuhalten, Tiefe in den Film zu bringen. Die Thematisierung des Halbbrüdertums und die spezielle Beziehung zum gemeinsamen Vater wirkt derart künstlich eingefügt, dass man getrost darauf hätte verzichten können. Merkwürdig auch die Vermischung der Sprachen. Es wirkt authentisch, wenn zwei Franzosen im Film auch Französisch miteinander reden; wieso hier mitten im Dialog für einige Sätze auf Englisch gewechselt wird, lässt sich nicht erkennen.

    Nicht die besten Voraussetzungen. Doch gerade, als man vermutet, das Material hätte sich abgenutzt und der Film würde noch gemächlich auslaufen, macht ihn ein cleverer Plot Twist recht interessant. Die Vermutung, der Autor der Geschichte wäre faul geblieben, kehrt sich hier um. Selten wird eine so mäßige Haupthandlung noch gerettet. Man wünschte, der Film würde nach dieser entscheidenden Szene enden, was leider nicht der Fall ist.

    Insgesamt zeigt sich „Overdrive“ als ein Actionfilm der spannenderen Sorte, der einige Zeit braucht sich zu entfalten. Auf der anderen Seite stehen lockere, mit gewollten Witzen gespickte Sprache, schnelle Autos und ausschließlich attraktive Menschen, die mit ordentlich Krawall und Spaß den größten Abenteuern begegnen. Tausendmal gesehen, nicht besser geworden. Warum ist es nicht möglich, sich etwas von den Stereotypen des Genres zu lösen? Man darf annehmen, dass die meisten Actionfilmliebhaber genau diese Stilmittel wollen und dafür auf ein wenig mehr Tiefe gerne verzichten. Wem leichte Kost reicht und wer ein großer Fan besonderer und schneller Autos ist, kann sich bestimmt auch dieses Films erfreuen.

     

    In den Kinos ab: 29. Juni 2017

     

    Fotos: Universum Film GmbH

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