Friedliche Großdemo gegen G20
Zehntausende gehen für die internationale Solidarität auf die Straße
Es sind die Bilder von brennenden Autos, zertrümmerten Fensterscheiben und einem geplünderten REWE, die Hamburg seit Donnerstag überschatten. Autonome und andere Gewalttäter machen Krawall in den Straßen um die Rote Flora und bringen ihren Protest gegen Kapitalismus, Faschismus und den „Bullenstaat“ radikal zum Ausdruck. Das ist aber nicht alles.
Am Samstag fand die Demonstration „Grenzenlose Solidarität statt G20“ in Hamburg statt. Zwei Umweltaktivisten der deutschen Umwelt- und Naturschutzorganisation Robin Wood seilten sich von einem Gebäude ab und entrollten ein Banner mit der Aufschrift: „Don’t sell the climate. End coal now!“ Kurz nach 13 Uhr liefen die G20-Gegner mit Fahnen, Kostümen und Schildern am Deichtorplatz los. Der Veranstalter sprach von etwa 76.000 Teilnehmern. Der gesamte Altersquerschnitt war vertreten: Eltern mit ihren Kindern, eine ältere Dame mit Krücken war zu sehen, junge und alte Menschen. Demonstriert wurde gegen die G20, Kohleenergie, die Abschottungspolitik, Rassismus, Krieg und gegen die als unfaire wahrgenommene Handelspolitik. Einzelne Stimmen gegen die Steinewerfer waren ebenfalls zu hören. Die Kritik am Inhalt des G20-Gipfels sollte im Mittelpunkt stehen. Es waren Parteien dabei, es gab einen Block der Aleviten, einen Jugendblock und viele mehr. Kurden und Kurdinnen hatten einen Wagen der kurdischen Oppositionspartei in Syrien PYD auf dem Protestzug dabei. Auf einigen Fahnen stand „Freedom for Öcalan“, dem Gründer der kurdischen Arbeiterpartei PKK, die von der EU als Terrorgruppe eingestuft wird. Sie protestierten gegen Erdogan, den IS, Folter und Mord an kurdischen Aktivistinnen und Aktivisten wie Sakine Cansiz. Auf dem Millerntorplatz gab es Kundgebungen.
Auf der Bühne sprach auch Samir Amin, ein ägyptischer Ökonom und Kritiker des Neokolonialismus. „Globalization is a meaningless word.“, sagte er. Auf Stelzen liefen zwei als Skelette verkleidet durch die Menschenmenge. „Kapitalismus tötet!“ stand auf ihrem Banner. Nach Ende des Demonstrationszuges zielten Wasserwerfer in die Versammlung und die Stimmung drohte zu kippen. Polizisten liefen in die G20-Gegner hinein. Diese hielten die Hände nach oben. „Wir sind friedlich, was seid ihr!?“ riefen die Teilnehmer in Sprechchören. Die Polizei zog sich aus der Menge wieder zurück. Die Situation war angespannt. Durch ein Megaphon verkündete einer der Versammelten, die Menschen sollen Ketten bilden, um die Versammlung zu schützen. „Hinsetzen“, rief jemand. Etwa 100 Demonstranten setzten sich vor den Polizisten und den Wasserwerfern auf den Boden. Das ganze dauerte über eine Stunde. Ein junger Demonstrant verteilte Studentenfutter und Äpfel an die Teilnehmenden der Sitzblockade. Die Situation entspannte sich. Die Demonstranten forderten die Polizisten auf, ihre Helme abzusetzen. Nacheinander setzten die Polizisten und Polizistinnen diese ab. Es wurde geklatscht. „Wir sind friedlich und ihr auch!“, riefen die Sitzenden. Am Millerntorplatz blieb es ruhig.
Fotos: Tim Wagner und Alisa Öfner
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