Tulpenliebe – Liebesfieber
Filmrezension: Tulpenfieber
Im Amsterdam des 17. Jahrhunderts floriert der Tulpenhandel. Tulpenmanie wird diese Zeit genannt, in der Tulpen und ihre Zwiebeln zu exorbitanten Preisen wegen ihrer unverwechselbaren Schönheit versteigert wurden.
Die junge Waise Sophia (Alicia Vikander) hat das Glück, den wesentlich älteren und wohlhabenden Kaufmann Cornelius Sandvoort (Christoph Waltz) heiraten zu dürfen. Als dieser den Maler Jan Van Loos (Dane DeHaan) einbestellt, um ein Portrait von beiden anfertigen zu lassen, verliebt sich Sophia. Gleichzeitig wird Sophias Bedienstete Maria (Holliday Grainger) ungewollt schwanger und findet sich alleine, von ihrem Liebhaber scheinbar verlassen, vor.
Sophia will mit Jan zusammen sein, ist aber an ihren Ehemann gebunden. Dieser wünscht sich, dass seine Frau „fruchtbar wie ein Rebstock“ sei und endlich ein Kind gebäre. Maria will trotz verbotener Schwangerschaft ihr Kind bekommen dürfen und ihren Arbeitsplatz nicht verlieren. Damit das alles gelingen kann, ist ein ausgefeilter Plan nötig, der nicht nur viel Geschick, sondern auch eine Menge Geld erfordert. Dafür bietet sich natürlich der spekulative Handel mit den Tulpen an…
Die wunderschöne Kulisse des alten Amsterdams zieht den Zuschauer von Beginn an in seinen Bann. Alte Holzbrücken, aneinandergereihte Backsteinhäuser und enge Gassen, in denen reger Handel herrscht verdeutlichen eindrücklich, dass der Film auf einen realen historischen Hintergrund baut. Etwas fürs Auge bieten zudem die prachtvollen Farben. Da der gesamte Film relativ dunkel gehalten ist, stechen die Farben der Tulpen, aber auch das glänzende Blau von Sophias Kleid umso mehr hervor und bleiben so nicht nur in Jans Gemälden, sondern auch im Kopf des Zuschauers bis nach dem Film erhalten.
Was die Handlung angeht, lässt der Film den Zuschauer mitfiebern. Als es darauf ankommt, den Plan durchzuführen, droht eine Sache nach der anderen schiefzugehen, was unter anderem an unvorhersehbaren und überraschenden Gewissensentscheidungen der Figuren liegt. Auch das Ende ist überraschend und bleibt offen für Interpretationen.
Besonders gelungen ist es, den Fokus der Handlung auf zwei Figuren zu verteilen. Beide Schicksale, Sophias und das ihrer Bediensteten Maria, werden eindringlich geschildert. Es lassen sich jedoch auch einige Aspekte im Film finden, die wohl komisch gemeint sein sollen, aber zu sehr ins Alberne abrutschen. So beispielsweise die Figur des Apothekers, der permanent versucht, seine Rolle als Frauenarzt an seinen Patientinnen auszunutzen.
Schnulzenkritiker mögen einwenden, dass sich die Thematik mittlerweile ausgefilmt hat. Alter Mann nimmt junges Mädchen zur Frau, die verliebt sich in jüngeren Mann, beide wollen zusammen durchbrennen. Doch bekommt diese Thematik gerade durch die besondere Kulisse, den historischen Bezug und die Tatsache, dass sich der Film nicht nur auf dieses eine Schicksal konzentriert einen ganz anderen Anstrich.
Für alle Liebhaber von Liebesfilmen mit Spannung und vor allem des schönen Kinos.
In den Kinos ab: 24. August 2017
Fotos: Prokino Filmverleih
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