Brutaler Spionagefilm vor Mauerfall-Kulisse
Filmrezension: Atomic Blonde
Im amerikanischen Thriller Atomic Blonde von Regisseur David Leitch sollen zwei Agenten eine Liste mit den Geheimnissen des Kalten Krieges finden. Knallharte Action in einer überspitzten Spionagewelt ist angesagt.
Lorraine Broughton’s (Charlize Theron) nackter Körper ist mit blauen Flecken übersäht, als sie aus einer Badewanne voll mit Eiswürfeln steigt. Dann wird die wasserstoffblonde Lorraine ins Quartier der M16 gerufen und soll Bericht erstatten. Über ihren Auftrag in Berlin. Denn Lorraine ist Top-Agentin unter der britischen Krone. In einem Verhörzimmer sitzt sie ihren Vorgesetzten gegenüber und blickt auf die schwarze Glaswand seitlich des Zimmers. Dann beginnt die erfahrene Spionin zu erzählen. Berlin, November 1989. Der britische Agent Gascoine wird von einem sowjetischen Spion getötet. Er war im Besitz einer brisanten Liste, jedoch konnte diese nicht bei der Leiche gefunden werden. Lorraine soll nun diese Liste finden und reist dafür in das geteilte Berlin, das kurz vor dem Mauerfall steht. Der Informant David Percival (James McAvoy) soll ihr bei ihrer Suche behilflich sein. Doch schon bei ihrer Ankunft am Flughafen in West-Berlin gerät die Situation außer Kontrolle, denn Percival zieht sein ganz eigenes Ding durch. In einer Bar lernt die Agentin die hübsche Französin Delphine (Sofia Boutella) kennen, die ihr zugetan scheint. Wer ist Freund und wer Feind? Und dann muss Lorraine für ihre Suche auch noch nach Ost-Berlin.
Verfolgungsjagden, Intrigen und Gewalt lauern hinter jeder Ecke und für Lorraine geht es ums pure Überleben. Den Kinobesucher erwarten gnadenlose Kampfzehnen, nackte Haut und Mukke der Neuen Deutsche Welle. Völlig losgelöst von der Erde überschlägt sich ein Auto, Schädel werden durchbohrt und Messer in den Bauch gerammt. Ob die Kostüme der immer top gestylten Lorraine historisch passend sind, ist fraglich. Wer einen Geschichtsfilm erwartet ist hier falsch. Schleichwerbung für Jack Daniels, Mercedes oder Malboro wurde auch im großen Stil eingebaut. Übrigens hat Til Schweiger eine Nebenrolle als Uhrmacher in einem internationalen Cast erhalten. Insgesamt hätte dem Film eine Prise Humor nicht geschadet. Hauptdarstellerin Charlize Theron spielt die Rolle der professionellen Agentin gut, jedoch hat Lorraine keine Ecken und Kanten, sodass sie beinahe wie eine Kampfmaschine wirkt. Wenigstens lockern Nena’s 99 Luftballons das ganze Geschehen etwas auf.
In den Kinos ab: 24. August 2017
Fotos: © Focus Features LLC.
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