Liebe in den Zeiten der Gentrifizierung
Filmrezension: Hampstead Park – Aussicht auf Liebe
Nach außen hin führt Emily Walters (Diane Keaton) ein schönes Leben. Sie lebt in einem Apartmenthaus im pittoresken Londoner Stadtteil Hampstead mit Blick auf den Stadtteilpark, arbeitet ehrenamtlich und trifft sich regelmäßig mit Freundinnen oder ihrem Sohn Philip (James Norton). Zwar hat die geborene Amerikanerin erst vor knapp einem Jahr ihren Mann verloren, was aber dank dessen Affären und hinterlassener Schulden offensichtlich kein allzu großer Verlust war. Doch allmählich bröckelt die Fassade ihres Lebens, ähnlich stark wie ihre immer baufälliger werdende Wohnung. Für Reparaturen hat sie kein Geld, für einen bezahlten Job hat sie nach eigener Ansicht keinerlei Qualifikationen und die Frauen, die sich ihre Freundinnen nennen sind ziemlich falsche Schlangen, die sie keinesfalls um Geld bitten möchte. Emily fühlt sich in ihrem eigenen Leben zunehmend fehl am Platz, weiß aber nicht wie sie ihren Problemen entkommen soll.
Als sie zur finanziellen Aufbesserung ein paar alte Sachen verkaufen möchte, entdeckt sie auf dem Dachboden ein Fernglas und mit diesem wiederum einen badenden Mann (Brendan Gleeson) im Teich des angrenzenden Hampstead Heath. Nach dem Bad verschwindet der Fremde in einer offenbar selbst gebauten Hütte mitten im Park. Da der Mann sie interessiert, beobachtet sie ihn ein paar Tage lang. Eines Tages sieht sie, wie der Einsiedler von mehreren Männern verprügelt wird und ruft die Polizei. Als sie ihn wenig später besucht um sich nach seinem Befinden zu erkundigen, erfährt sie nicht nur dass sein Name Donald Horner ist, sondern zufällig auch, dass seine Hütte einem riesigen Immobilienprojekt weichen soll. Zur Überraschung aller ihrer Freunde stellt sich Emily an Donalds Seite und kämpft für den Erhalt seines Zuhauses. Scheinbar nebenbei verlieben sich die beiden ineinander, was aber auf einige Widerstände stößt. Emilys aufdringlichen Verehrer, der auch ihr Steuerberater ist, loszuwerden, entpuppt sich dabei noch nicht einmal als ihr größtes Problem.
Die auf wahren Ereignissen beruhende Geschichte des gebürtigen Iren Harry Hallowes, der von 1987 bis 2016 im Hampstead Heath lebte, ist von Regisseur Joel Hopkins in dieser Komödie zu einer sympathischen, wenn auch ein wenig unwahrscheinlichen Liebesgeschichte verwoben worden. Die Oldieromanze lebt dabei besonders von den humorvollen Auseinandersetzungen des tollen Protagonistenpaares, sowie malerischen Aufnahmen des kleinstädtisch anmutenden Londoner Stadtteils Hampstead. Besonders spannend, wenn auch stark romantisiert ist die Darstellung von Donalds alternativen, antikapitalistischen und selbstversorgenden Lebensentwurf. Auch das aktuelle Thema Gentrifizierung kommt dabei nicht zu kurz, entsteht die ganze Liebesgeschichte doch erst aus dem Versuch, Donald aus seinem Lebensumfeld zu vertreiben, um Luxuswohnungen zu schaffen. Das unvermeidliche Zerwürfnis der Hauptdarsteller im Laufe der Geschichte ist zwar beinahe so vorhersehbar wie der Verlauf der gesamten Liebesgeschichte. Dennoch ist es hübsch anzusehen wie die Lebenswelten des Aussteigers und der Idealistin aneinander prallen und doch letzten Endes gar nicht so unterschiedlich sind. „Hampstead Park“ bietet leichte Sommerunterhaltung mit genau der richtigen Dosis Tiefgang, um nicht ins Belanglose abzugleiten.
In den Kinos ab: 24. August 2017
Fotos: © 2016 RELIANCE ENTERTAINMENT PRODUCTIONS 6 LIMITED
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