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  • Jubiläumsjahr der Extraklasse

    Was uns dieses Jahr beim DOK erwartet

    DOK Leipzig feiert Geburtstag! Und nimmt sich den Anlass des 60. Jubiläums, um mit alten Regeln zu brechen und schon vor offiziellem Festivalstart in das Programm einzuleiten. Ein dreitägiges Jubiläumsprogramm unter dem Titel „Now and Then – Then and Now“ (27. bis 29. Oktober), in dem Filme aus 60 Jahren Festivalgeschichte gezeigt werden, sowie zahlreiche weitere Salongespräche und Veranstaltungen, führen gebührend zum Festival hin. Dessen Programm ist so voll und vielschichtig wie immer: Vom 30. Oktober bis 5. November werden insgesamt 340 Werke aus 57 Länder gezeigt, darunter 92 Animationsfilme.

    Die diesjährige Ausgabe von DOK Leipzig eröffnet am 30. Oktober mit David Spaeths Dokumentarfilm „Betrug“. Er erzählt von einem Hochstapler, dessen Freude am Täuschen ins Kriminelle umschlägt. Festivaldirektorin Leena Pasanen erklärt zur Auswahl des Films: „Wir haben uns für einen Eröffnungsfilm entschieden, der in seiner Machart überraschend ist“. Denn ja, „Betrug“ ist formal unkonventionell: die Ereignisse werden in Interview-Form von betroffenen Paaren rekonstruiert, eine stilistisch radikale Arbeit.

    Das Festival steht 2017 unter dem Motto „Nach der Angst“, das sich wie ein roter Faden durch die Sonderprogramme zieht. „Es ist ein Thema, für welches wir keine Filme suchen mussten, sondern sie gefunden haben. Viele der eingereichten Werke haben sich weitestgehend damit beschäftigt “, erklärt Ralph Eue, Vorsitzender der Auswahlkommision. Vor dem Hintergrund aktueller politischer Ereignisse und der Erschütterung demokratischer Werte beleuchtet DOK Leipzig, inwiefern Filmkunst neue Perspektiven auf die Zukunft eröffnen kann. So beschäftigen sich einige Filme mit Menschen rechtspopulistischer Gesinnung sowie dem Protest gegen Rechts. Beispielsweise dreht sich „Wann wird es endlich wieder Sommer“ darum, wie fruchtbar und kreativ politisches Engagement für Vielfalt sein kann und „Über Leben in Demmin“ zeigt den jährlichen Aufmarsch der Rechten.

    100 Jahre nach der Oktoberrevolution setzt sich die Retrospektive mit der kommunistischen Herrschaft in den Bildsprachen des Films auseinander und zieht die Verbindung zur Gegenwart. Der Länderfokus in diesem Jahr liegt in Georgien und beleuchtet eine Region, die seit dem Ende der kommunistischen Herrschaft darum ringt, einen neuen Platz zwischen Ost und West zu finden. Zahlreiche Werke junger georgischer Filmemacher befassen sich mit dem postsowjetischen Staat und dessen künstlerischer wie geschichtlich motivierter Suche nach neuen Selbstbildern, dabei setzen sie sich auch mit der Tradition des sowjetischen Dokumentarfilms auseinander.

    Das diesjährige Jugendprogramm richtet sich an ein Publikum ab 13 Jahren und versammelt unter dem Thema „Escaping Realities“ Filme, die sich mit diversen Formen der Realitätsflucht auseinander setzen, von Kostümierung über Rollenspiele bis hin zum selbstgewählten Leben auf der Straße.

    Ebenfalls wieder mit dabei: Die Ausstellung „DOK Neuland“, die sich in diesem Jahr nicht nur mit einer neue Auswahl interaktiver Arbeiten, sondern auch an einem neuen Ort präsentiert. Im Messehof in der Innenstadt steht dem Publikum nun mehr Platz zur Verfügung, um die 360°-Filme, Webdokus oder Games auszuprobieren. Die Ausstellung stellt dabei auch Verknüpfungen zum Filmprogramm her. So baut das Transmediaprojekt „Das Kongo Tribunal: Zeuge J & Die Hearings“ eine inhaltliche Verlängerung zum gleichnamigen Dokumentarfilm von Milo Raus.

    Weiteres Programm-Highlight neben dem Sonderprogramm Animationsfilm ist die Hommage. In diesem Jahr ist sie Jay Rosenblatt gewidmet, dem Meister im Umgang mit Archivmaterial und der „Found Footage“-Technik: Indem er vorgefundene Filmsequenzen aus dem ursprünglichen Zusammenhang nimmt, setzt er in seinen Werken neue Bedeutungen frei, „die von der ursprünglichen Machern gar nicht intendiert gewesen sein müssen“, erklärt Eue. Auch in einem der Film-Higlights des Festivals ist Rosenblatt präsent: „Filmmakers Unite“, einem Episodenfilm über die Lebensbedingungen in den USA unter Donald Trump. DOK Leipzig präsentiert ihn in Kooperation mit MDR Kultur am 1. November in der Osthalle des Hauptbahnhofs. Renommierte US-amerikanische Regisseur/innen geben darin ein Stimmungsbild der derzeitigen Lage ab – hier schließt sich der Kreislauf des Festivalmottos.

     

    Weiter Informationen und Tickets unter www.dok-leipzig.de

     

    Foto:  Susann Jehnichen, © DOK Leipzig

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