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  • Herr Müller und die Goethe-Gesamtschule sind zurück

    Filmrezension: Fack ju Göthe 3

    Nach knapp zwei Jahren können wir wieder Elyas M´Barek als Lehrer an der Goethe-Gesamtschule auf der Leinwand sehen. Nun läuft der inzwischen dritte Teil der Fack ju Göthe-Reihe in den deutschen Kinos an, in dem es auch diesmal um das Leben von Herrn Müllers Problemschülern geht.

    Den Anfang macht ein harmlos erscheinender Ausflug ins Berufsinformationszentrum, bei dem die Schüler durch präzise Algorithmen zu ihren passenden Berufen geführt und inspiriert werden sollen. Die Ergebnisse sind allerdings ernüchternd. Statt akademischen Berufen, erhalten Chantal (Jella Haase) und ihre Mitschüler bloß den Gas-, Wasser-, und Heizungsinstallateur oder die Altenpflegerin. Aufgebracht durch dieses Ergebnis boykottieren sie den Verlauf der Veranstaltung in alter Goethe-Gesamtschul-Manier und versinken in Selbstmitleid darüber, dass die Gesellschaft sie als ohnehin unfähige und dumme Menschen abstempelt. Dies führt dazu, dass die anstehende Schulinspektion durch die Sabotage der Schüler in einem heillosen Chaos endet. Um die Katastrophe, nämlich die Schulschließung, zu verhindern, müssen zig Auflagen innerhalb eines Monats erfüllt werden. Und wer ist dafür am besten geeignet? Natürlich Herr Müller (Elyas M`Barek).

    Statt eines neuen Plots ähnelt das Konstrukt der Handlung aus Fack ju Göthe 1. Wieder muss der unmotivierte Lehrer, Zeki Müller, seine Klasse in Zaum halten, um der Katastrophe zu entgehen. Wieder geht es um die Vergangenheit Müllers, der statt Lehrer ein Ex-Häftling ist und diese Tatsache vor seinem Kollegium verbergen möchte. Alle Versuche, die Mitschüler rund um Chantal zum Lernen zu bewegen, damit das Ergebnis der Leistungsüberprüfung wenigsten halbwegs akzeptabel wird, scheitern. So sieht sich Müller gezwungen seine Schüler mit einem Hundechip auszustatten. Um sie vom Schwänzen abzuhalten, ortet er sie jeden Morgen per GPS und sammelt alle zum Unterricht ein. Als auch diese Maßnahme nach einer gewissen Zeit fehlschlägt, fälscht er Briefe, um den Schülern ihre angeblich alten Grundschul-Berufsträume näher zu bringen. Die Idee trifft auf Resonanz und die Motivation, das Abitur zu schaffen, scheint da zu sein. Doch da die übrig gebliebene Stunde Spielzeit gefüllt werden muss, kommen die Schüler Müllers Aktion auf die Spur und drohen damit, ihn auffliegen zu lassen. Abiturlösungen gegen Schweigen, eine sehr originelle und glaubwürdige Drohung.

    3

    Entspannte Abiturvorbereitung

    Zwischenzeitlich passieren dann noch allerhand fragwürdige, teils lustige und ganz tiefgründige Sachen. Dieser Film spricht, man mag es kaum glauben, zwei Dinge an, die im Schulleben leider einen bedeutend großen Raum einnehmen. Mobbing und Suizid. Zwei sensible Themen, die in ihrer Wichtigkeit gigantisch sind, jedoch total verharmlost werden. Um den Ruf der Schule zu retten, wird ein Anti-Mobbing-Seminar ins Leben gerufen. Statt sich diesem Thema ernst zu nähern, dominieren komische Hashtags. Auch Müllers emotionale Geschichte über seine eigene Erfahrung mit dem Thema Mobbing kann leider keinen Funken von Ernsthaftigkeit vermitteln. Und dann wird ein verabredeter Suizid dreier Schüler so banal behandelt, wie das Schreiben einer Klausur.

    Überzogen und unrealistisch sind nur zwei Adjektive mit denen man Fack ju Göthe 3 gut beschreiben kann, denn auch das Ende des Films ist, absehbar. Müller schafft es doch noch seine Schüler zum Lernen und durch das Abitur zu bringen.

    2

    Mäßiger Film – tolle Besetzung

    Was diesen Film rettet, ist seine Besetzung. M´Barek, Haase und die anderen Darsteller trösten mit ihrem Talent über die langweilige Handlung und die teils absurden Szenen der Problemschüler hinweg. Für einen Filmabend daheim in Ordnung, für einen Kinobesuch allerdings nicht lohnenswert. Manche Wunder verlieren bei ihrer Wiederholung eben doch ihren Zauber, in diesem Sinne: #kannichnichtweiterempfehlen #investieredeingeldanders #unddeinezeitauch

     

    In den Kinos ab: 26. Oktober 2017

     

    Fotos: Copyright 2017 Constantin Film Verleih GmbH / Reiner Bajo

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