Hammer(los) witzig
Filmrezension Thor 3: Tag der Entscheidung
Der Vorhang öffnet sich. Man sieht Thor, in Ketten hängend vor dem Feuerriesen, und: Er reißt Witze. Pünktlich zur 500-Jahr-Feier der Reformation haut Marvel seinen neusten Superheldenstreifen in die deutschen Kinos. Thor 3: Tag der Entscheidung spaltet die Fans in die früher-war-alles-besser- und die die-neuen-Marvel-Filme-sind-so-lustig-Fraktion.
Thor (Chris Hemsworth) und Loki (Tom Hiddleston) werden von Totengöttin Hela (Cate Blanchett) überrumpelt und stranden auf dem Planeten Sakaar, einer interplanetären Müllhalde. Auf dem Weg, Asgard vor dem Untergang zu bewahren, gilt es, so einige Hindernisse zu überwinden: Den Fängen des Grandmasters entkommen, der Leute auf Sakaar unfreiwillig in Gladiatorenkämpfen gegeneinander antreten lässt, sich ein Raumschiff besorgen, Hulk (Mark Ruffalo) wieder in Bruce Banner verwandeln und Raknarök (Weltuntergang in der nordischen Mythologie) verhindern. Nebenbei muss Thor natürlich immer noch mindestens ein halbes Auge auf Loki haben, denn man weiß ja bekanntlich nie, was da gerade echt und was Täuschung ist.
Was mich generell am meisten stört: Marvel neigt langsam dazu, seine Superhelden mit Schwächen zu versehen. Hela (die hier, im Gegensatz zur nordischen Mythologie, übrigens nicht Lokis Tochter ist) zeigt Thor seine Grenzen. Das mag zwar erfrischend menschlich erscheinen, ist aber nicht das, was man von Superhelden erwartet (Wie kann Thor sich seinen Hammer abnehmen lassen? Hallo?). Superhelden sollen super bleiben. Super unbesiegbar. Genauso wie der Sidekick, hier eine namenlose Walküre (Tessa Thompson), kein Alkoholproblem haben sollte. Das ist nicht lustig, sondern schwach. Realistisches gibt es im echten Leben schon genug. Da kann Marvel einen ruhig mit Fiktion und Wunschvorstellung unterhalten. Das ist doch der Grund, warum wir Fantasy, Science-Fiction und Co. so lieben.
Thor mutiert in seinem dritten Solo-Abenteuer zu einer göttlichen Version von Peter Quirll (aus Guardians of the Galaxy). Weg ist der starke, furchtlose, leicht überhebliche Krieger. Stattdessen gibt es einen ironischen, hammerlosen, leicht tollpatschigen Donnergott, der für einen Lacher nach dem anderen sorgt.
Was etwas verwunderlich ist: In diesem Film gibt es keine Liebesgeschichte. Jane (Thors menschliche Freundin aus den ersten beiden Teilen) ist wohl weg vom Fenster und kein neuer Partner für Thor in Sicht. Irgendwie angenehm. Aber irgendwie auch komisch. Denn so fehlt der eine Spannungsbogen, der nur beim Mitfiebern mit einem süßen Pärchen gespannt werden kann. Generell ist es mit der Spannung etwas mau, da sie kurz nach Aufbau immer durch einen Gag unterbrochen wird. Wirklich immer. Auch wenn man denkt‚ jetzt ist mal gut und es kommt eine echte Kampfszene. Das ist schade, denn die Geschichte hat so viel Potenzial. Raknarök, quasi der Weltuntergang, ist das ultimative Unheil, was es abzuwenden gilt Das wird jetzt leider total in Komödie ertränkt.
Aber mal Butter bei die Fische: Man kann noch so viel rumnörgeln und jammern, dass die Marvel-Filme von Actionfilmen zu Komödien mutieren, aber dann sitzt man da im Kino und lacht und lacht und lacht. Und stellt fest, dass man nicht behaupten kann, nicht gut unterhalten worden zu sein.
In den Kinos ab: 31. Oktober 2017
Fotos: Copyright Marvel Studios
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