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  • Mathilde: A Secret of the Romanovs?

    Filmrezension: Mathilde

    Alexei Uchitel plaudert in seinem Historiendrama Mathilde ein Geheimnis aus. Doch der Zuschauer sollte nichts Bahnbrechendes erwarten. Vielmehr handelt es sich um ein übliches Problem aus dem Leben der Blaublütigen.

    Der zukünftige (und letzte) Zar Nikolaus II. (Lars Eidinger) soll den Thron besteigen und seinen Pflichten nachgehen. Doch der Zarensohn macht es seiner Verlobten (Luise Wolfram) schwer. Er verliebt sich in eine schöne Ballerina: Mathilde (Michalina Olszanska). Es entwickelt sich ein dramatisches Schauspiel zwischen der Macht der Liebe und der Macht der Politik.

    Zunächst einmal ist der Film ein typisches Liebesdrama. Vom Geplänkel über die Pflichten des Zarensohnes und die Forderung nach einer standesgemäßen Heirat wird schnell der Fehler in diesem System offenbart. Denn Nikolaus ist nur ein Mensch und verliebt sich. Uchitel bleibt den Konventionen eines klassischen Liebesfilmes treu und fesselt seine Zuschauer dennoch. Er lässt die Geschichte bis kurz vor den Untergang gehen und Nikolaus muss sich am Ende entscheiden. Er ist der entscheidende Charakter, der den Film entweder zum herkömmlichen oder romantischen Ende führt. Seien wir jedoch ehrlich: das Historiendrama kann von vornherein die Liebe zwischen Monarch und Untertanin nicht gewinnen lassen. Das weiß der Zuschauer aus dem Geschichtsunterricht und Uchitel lässt den Gedanken nur kurz aufglimmen, dass einmal – zumindest einmal – die Liebe gewinnen könne. Daraus wird dann aber doch nichts. Nichtsdestotrotz ist das der entscheidende Punkt. Während sich die Erzählung zeitweise eher zäh entwickelt, bliebt das Kribbeln unter den Fingernägeln: Wann kommt die Katastrophe?

    Copyright 2017 Kinostar Filmverleih GmbH

    Leider fragt man als nicht Blaublütiger immer bei diesen Filmen: Warum sollte ein Mann, der eine Frau liebt, sich in ein Korsett der Zwangsehe und Notwendigkeit zwängen? Die Frauen gelten als verführerisch und machthungrig. Mathilde verkörpert zweifelsohne dieses Klischee. Neben ihren echten Gefühlen gegenüber dem Monarchen will sie auch ihre Reputation als Ballerina steigern und ist magisch angezogen vom Reichtum. Uchitel zeichnet dazu noch ein Alter Ego. Alex von Hessen, die Offizielle von Nikolaus, ist beflissen und vernarrt in den Okkultismus.

    Ignoriert der Zuschauer die Kabale und Liebe, offenbart sich der Geist der Zeit. An der Wende zum 20. Jahrhundert steckt die Gesellschaft fest zwischen technologischer Neuerung und der Tradition. Nikolaus führt erstmalig einem russischen Publikum einen Film vor und bewegt sich behände im Automobil fort. Andererseits vergisst der Regisseur auch nicht, das Elend des einfachen Fußvolks zu inszenieren.

    Was soll also der Zuschauer erwarten? Ein Historiendrama mit Schnulze. Der Film reiht sich somit in die Reihe der anderen verkappten Liebesgeschichten aus der Vergangenheit ein (z.B. Die Herzogin etc.). Am Ende kann man sich aber auch an den genau zwei Ballettszenen oder an den aufwendigen Kostümen und Requisiten erfreuen, ohne an Melancholie zu erkranken.

    Kein Happy End für Mathilde und Nikoklaus

    Kein Happy End für Mathilde und Nikoklaus

    In den Kinos ab 2. November 2017

     

    Fotos: Copyright 2017 Kinostar Filmverleih GmbH

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