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    Das DOK-Festival am 2. November 2017

    Der Donnerstag besteht für student! aus vier Flilmen – zwei kurze, zwei lange. Drei von ihnen haben eine Verbindung, geht es bei ihnen doch im weitesten Sinne um Menschen in urbanisierter Landschaft. Der erste Filmblock beinhaltet „The Moon, the Sun and the Musketeers“ von Vahagn Khachatryan und „Rhinland. Fontane“ von Bernhard Sallmann. Khachatryan tritt für den internationalen Kurzfilmwettbwerb an, Sallmanns Film ist Teil des internationalen Programmes. Auch wenn der erste Film in einem portugiesischen Dorf und der zweite in Brandenburg gedreht wurde, weisen sie überraschende Parallelen auf. Beide Filme lassen sich viel Zeit, ihre Geschichte zu erzählen. Jede Einstellung bleibt so lange stehen, dass der Zuschauer sie in aller Ruhe erfassen kann. Auf schnelle Schnitte wird verzichtet, was einen außerordentlich wohltuenden Effekt für die Augen hat. Besonders die deutschen Landschaftsbilder in „Rhinland“ erinnern in angenehmer Weise an die eigene Kindheit auf dem Dorf. Lediglich eine Nachtszene in „The Moon, the Sun and the Musketeers“ ist stärker bewegt, als Khachatryan, der gleichzeitig Regisseur und Kameramann ist, einer religiösen Prozession folgt. In der schaurig anmutenden Szenerie werden jedes Jahr vor Ostern die „bösen Geister“ aus dem Dorf vertrieben. Für den einen oder anderen hollywoodgewöhnten Zuschauer waren die ruhigen Bilder des Fontane-Filmes jedoch offenbar nicht aufregend genug. Nach zwei Dritteln des knapp einstündigen Filmes begannen die ersten, auf ihren Handys zu spielen oder im Programmheft zu lesen. Dabei entwickelt die Lesung von Ausschnitten aus Fontanes „Die Grafschaft Ruppin“ mit einer sehr angenehmen Sprecherin eine besondere Ästhetik.

    Vor allem unterscheiden sich die Filme in ihren Farben: ist der Kurzfilm in staubiges braun und rot getaucht, dominiert in der Fontane-Dokumentation saftiges grün. Einen weiteren Gegensatz ist die jeweilige Abbildung der Menschen. Sind die Bewohner des portugiesischen Dorfes der Mittelpunkt der Einstellungen, stellen die wenigen Menschen in Sallmanns Film Eindringlinge in einer ansonsten friedlichen Landschaft dar.

    DOK_© Copyright. donaukapitän

    Von verlorenen Schildkröten und Schlangentrainings Foto: © donaukapitän

    Den zweiten Filmblock bietet – im komplett vollbesetzten Kinosaal – „Schildkröten Panzer“ von Tuna Kaptan für den deutschen Kurzfilmwettbwerb und „When the Bull Cried“ von Karen Vázquez Guadarrama und Bart Goossens für den internationalen Wettbewerb. Film Nummer eins bildet die Ausnahme des Filmtages. Statt Stadt- und Landansichten findet die Handlung komplett in der Auffangstation für Reptilien in München statt. In den Alltag der Station wird ungewöhnlicherweise die Flüchtlingsdebatte eingeflochten. Eine junge Frau musste aus Syrien fliehen. Ihr Mann war tot, nur Schildkröte Ayshe konnte sie retten. Da es sich um eine gefährdete Art handelt, wurde ihr das Tier in Deutschland weggenommen. Das führt zu Debatten mit dem Leiter der Station; über Krieg, Bürokratie und Tierliebe. Gleichzeitig finden in der Station Schulungen für deutsche Soldaten im Umgang mit Giftschlangen statt, zur Vorbereitung für Auslandsaufenthalte. Die politischen Diskurse, die sich aus dieser Konstellation ergeben, muss sich der Zuschauer selbst überlegen.

    Der letzte Film schließlich erzählt vom Leben in einem Minenarbeiterdorf in den bolivianischen Anden. In einer so berückend schönen wie lebensfeindlichen Landschaft leben die Arbeiterfamilien unter widrigsten Umständen. Die wenigen verbliebenen Männer schuften in der fast erschöpften Mine, regelmäßig gibt es Tote – Wegen eines Unfalls mit Dynamit oder der allgegenwärtigen Alkoholsucht, ist beinahe einerlei. Die Frauen versorgen die Familien, spielen mit den Söhnen Fußball und pflegen die unzähligen Gräber. Wenn die Männer der Familie tot sind, gehen sie selbst in die Mine. Warum die Menschen an diesem Leben, voller Elend und Aberglaube festhalten, wissen nur sie selbst. Dennoch beeindrucken die Bilder dieses entbehrungsreichen Lebens. Lediglich die ausschweifende Darstellung der Bullenschlachtung ist unnötig effekthaschend inszeniert.

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