Size does not matter
„Downsizing“ erfüllt so gar nicht, was der Trailer verspricht - Zum Glück
Bevor es hier um den eigentlichen Film gehen kann, muss eine Warnung vor dem Trailer ausgesprochen werden, der potentielle Kinogänger in die cineastische Irre führen könnte.
Dieser verspricht eben klamaukige Groß/Klein-Witze auf Erbsenniveau inklusive Ausflüge in den Genitalspaßpark. Wer darauf steht, sollte weiterhin mit Adam-Sandler-Filmen vorliebnehmen und einen großen Bogen um „Downsizing“ machen. Der Film hat zwar einige humorvolle Szenen, die spielen sich aber im subtilen und unzotigen Bereich ab. In der unerfüllten Erwartung auf Slapstick wird der genügsame Adam-Sandler-Fan auch noch mit einer erstaunlich tiefsinnigen Handlung und echten Emotionen konfrontiert. Also lieber zu Hause bleiben und nochmal „Waterboy“ anschauen.
Allen anderen dürfte dieser so unhollywoodmäßige Hollywoodfilm einen Gang ins Kino Wert sein.
Nachdem es norwegischen Wissenschaftlern gelungen ist Menschen auf die Größe von 13 Zentimetern zu schrumpfen, um so das Problem der Überbevölkerung zu lösen, möchten auch Paul Safranek (Matt Damon) und seine Ehefrau Audrey (Kristen Wiig) in den Genuss dieser Prozedur kommen. Denn in den Städten der kleinen Menschen sind die Lebenshaltungskosten sehr niedrig und die geringen Ersparnisse plötzlich Millionen wert. Ein Leben in Luxus ohne den Stress der Großen scheint in greifbarer Nähe. Doch schnell muss Paul feststellen, dass auch in „Leisureland“, dem Beverly Hills in Puppenhausformat, das angenehme Leben nur an der Oberfläche existiert…
Alexander Payne beweist in „Downsizing“ vor allem seine Liebe zum Detail und sein Gespür für einen herausragenden Cast. Die gesamte Prozedur des Schrumpfens wird, so absurd die Idee auch zunächst wirken mag, absolut authentisch dargestellt. Für den nötigen Realismus sorgen die stimmigen Kulissen. Das Unternehmen, welches das Downsizing anbietet, entspricht dem steril-fröhlichen Feel-Good-Environment der Google-Zentrale, Leisureland repräsentiert glaubwürdig den amerikanischen Kitsch-Albtraum, während die Ur-Kolonie der geschrumpften Menschen in Norwegen perfekt für ein vermeintliches Hippie-Ökoparadies steht, sich aber bei genauerer Betrachtung als Domizil einer eskapistischen Sekte entpuppt.
Der Film ist auf annähernd jeder Position schauspielerisch glänzend besetzt. In den Nebenrollen agieren Neil Patrick Harris („How I Met Your Mother“) und ehemalige Stammkomödianten von „Saturday Night Live“ wie Jason Sudeikis und Kristen Wiig. Noch mehr Spielzeit werden den Nachbarn von Paul eingeräumt, den sehr amüsanten Christoph Waltz und Udo Kier. Einmal mehr beweisen sie sich als hedonische Exzentriker, die Paul Wege aus seinem bisher eher trostlosen Leben weisen.
Als absoluter Glücksfall erweist sich jedoch die Besetzung von Hong Chao, die sogar Matt Damon, der routiniert den Ottonormalverbraucher mimt, dann aber Heldenhaftes vollbringen muss, in den Schatten stellt. Hong Chao spielt einen vietnamesischen Flüchtling, der gegen seinen Willen geschrumpft wurde und nun in Leisureland als Putzfrau der Reichen ihr Dasein fristen muss. Chao bringt glaubhaft die sozialen Zerwürfnisse und kraftvolle Emotionen in den Film, ohne dabei je in Pathos zu verfallen.
Die spielerische Ambiguität macht auch das größte Vergnügen des Filmes aus: Nichts ist so, wie es auf den ersten Blick erscheint. Es gibt keine einfachen Antworten auf die drängendsten Fragen der Menschheit. Überall lauern moralische, ökologische und soziale Dilemmata, vor denen es kein Entrinnen kommt, egal wie groß man ist.
„Downsizing“ startet am 18. Januar 2018 in den deutschen Kinos.
Fotos: Copyright 2017 Paramount Pictures. All Rights Reserved. / George Kraychyk
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