„student! war meine eigentliche Ausbildung während des Studiums“
Knut Holburg liegt student! am Herzen. Und andersherum. Vier Jahre lang war er Teil der Redaktion, davon anderthalb Jahre Chefredakteur. student!-Neuling Ruth Krötz hat ihn interviewt.
Knut Holburg war von 2009 bis 2013 bei student! dabei, davon anderthalb Jahre in der Chefredaktion. Jetzt ist er Teil der Redaktion von „einfach genial“, einem Magazin des MDR. Zum Interview mit student!-Redakteurin Ruth Krötz erscheint er stilbewusst mit student!-Umhängetasche.
student!: Wo bist du nach deinem Studium eingestiegen, nachdem du bei student! aufgehört hast?
Knut: Zuerst habe ich ein Praktikum bei filmstarts.de in Berlin gemacht. Da habe ich in der News- und Feature-Sparte über die neuste Besetzung des Spiderman-Films geschrieben oder die zehn tollsten Bösewichte aufgelistet. Das war ganz nett, aber mir hat auch ein bisschen dieser Zyklus gefehlt, den es bei student! gibt. Ich mag diese Zeit des Recherchierens und des Schreibens. Sowas hat man bei einer Website, die jeden Tag mehrere Dutzend Artikel raushaut, natürlich nicht. Da kann man sich schon verwirklichen, aber ich mag eben dieses Zyklische und das Tiefergehende.
Ich hatte das Glück, auf eine Ausschreibung für ein Volontariat in Leipzig zu stoßen. Da kam ich als Quereinsteiger zur richtigen Zeit am richtigen Ort vorbei. Bis zum Sommer letzten Jahres war ich als Volontär dabei und bin jetzt als Jungredakteur angestellt.
Bei allen Einschränkungen, die so ein Format wie „einfach genial“ mit sich bringt, finde ich es toll, wenn ich nicht nur recherchieren und Bericht erstatten kann wie ein Reporter, sondern auch Geschichten erzählen kann. Das war schon immer mein Ding und student! hat mir auch die Möglichkeit gegeben, diese Dinge zu verbinden.
Was war prägender: deine Zeit bei student! oder dein Studium?
Mein Philosophie-Studium hatte wenig mit meinem jetzigen Beruf zu tun, das war von Anfang an aus Interesse geleitet. Ich hatte nie im strengen Sinne vor, Philosoph zu werden – wer ist schon hauptberuflich Philosoph? Ich habe schnell gemerkt, dass die Arbeit bei student! die eigentliche Ausbildung während meines Studiums war. Bei allem, was student! nicht leisten kann, ist es natürlich trotzdem ein tolles Medium, um sich auszuprobieren, um Teamwork zu machen und Grundlagen des journalistischen Arbeitens zu erlernen. Ich habe dann irgendwann gemerkt, dass ich mir vorstellen könnte, als Journalist zu arbeiten.
Ohne student! wäre das also alles nie so gekommen?
Ohne student! hätte ich diesen Schritt nie gemacht. Es ist zweierlei: Einerseits war student! für mich dieses Bindeglied, das ich gebraucht habe, um vom Philosophie-Studenten zum Medien-Macher zu werden – egal in welcher Form. Dass sich das jetzt ganz anders darstellt und nicht mehr Print ist, ist ja gar nicht mal so wichtig. Ohne student! wäre ich da gar nicht hingekommen.
Andererseits – und das ist fast noch wichtiger – habe ich bei student! gelernt, eigenverantwortlich zu arbeiten, zu recherchieren, mir Grundlagen journalistischer Prinzipien anzueignen und nicht zuletzt im Team zu arbeiten und im Team zu funktionieren. Dazu gehört, mich einzubringen, die Arbeit von anderen zu respektieren, gemeinsam an Projekten zu arbeiten und Teamspirit und Disziplin zu entwickeln. Das sind alles Sachen, die bei mir vorher nicht so vorhanden waren. Ich war und bin vom Naturell her eher ein fauler Mensch, aber bei student! habe ich gelernt, mich dahinterzuklemmen und das zu machen, was gemacht werden muss.
Ist dir irgendetwas besonders von deiner Zeit bei student! in Erinnerung geblieben?
Es gab sicherlich so manche Story, die toller war als andere, aber das verschwimmt alles im Laufe der Zeit zu einem Themenbrei. Ein Projekt, an das ich mich am besten erinnere, ist eine Fotolovestory, die wir vor vielen Jahren gemacht haben. Das war, wenn man so will, historisch gesehen meine erste Regiearbeit. Auch wenn es nur in Bildern war, hat es mich dann auch später immer wieder zurückerinnern lassen, dass das meine erste Arbeit als Aufnahmeleiter und Redakteur war. Das mache ich heute bei „einfach genial“ auch.
Das, was am stärksten zurückbleibt, ist die Erinnerung an die Arbeit mit den Kollegen: die wöchentlichen Redaktionssitzungen zum einen, aber vor allem die Endredaktion, bei der man zwei oder drei Tage wie in so einem Loch verschwindet, nur an dieser Zeitung arbeitet und versucht, das Bestmögliche daraus zu machen. Dazu gehört, Fehler zu beseitigen, wo man kann, noch schnell einen Artikel fertig zu machen oder Fotomontagen und Grafiken zu bauen. Man ist in einem Tunnel, stolpert drei Tage hintereinander um vier oder fünf aus der Redaktion, schläft ein paar Stunden, geht eigentlich nicht zur Uni, sondern direkt wieder in die Redaktion und macht weiter. Das hat einen Zusammenhalt untereinander geschaffen, aber auch Teamgeist und Stolz. Es macht es so besonders, dass man sich so krass damit identifizieren kann, mit dem Handwerk, das man macht und mit dem, was am Ende dabei rauskommt.
Hattet ihr mit Problemen zu kämpfen?
Es wäre immer gut gewesen, noch mehr Leute zu haben. Mein Kollege in der Chefredaktion hat für eine Ausgabe zum Teil vier oder fünf Artikel geschrieben, da hatte ich ein bisschen Glück oder war auch faul… Es war immer viel zu tun und man war froh, wenn es Leute gab, denen man etwas abgeben kann. Es waren nie zu viele Leute, manchmal gerade genug. Man hat es trotzdem irgendwie hingekriegt.
Auch bei uns gab es mal eine Episode, bei der das Thema Geld und Anzeigen schwierig war. Am Ende muss man sich da durchbeißen. Man lernt sehr viel, neben dem Redaktionellen auch, wie man mit Menschen umgeht und wie man Probleme lösen kann, wenn man mit mehreren an einem Strang zieht. Das sind alles Dinge, die ich nicht missen möchte, so unangenehm es auch manchmal war – das gehört mit dazu.
Ende 2016 produzierte Knut eine Kurz-Doku über unsere Redaktion. Der Imagefilm mit dem Titel „Wir machen Zeitung!“ wurde dann im Januar 2017 zum Start unserer Crowdfunding-Kampagne veröffentlicht. Zu sehen gibt es ihn hier.
Fotos: privat
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