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  • Wenig Wind in den Segeln

    Eine Regatta um die Welt soll Hobbysegler Donald Crowhurst Ruhm bringen, kann ihn aber auch alles kosten. Trotz bester Voraussetzungen verschenkt das Drama „Vor uns das Meer“ jedoch sein Potential.

    Es hätte einer der interessantesten Filme des Jahres werden können. Bei der Kombination aus großartigen britischen Schauspielern (in den Hauptrollen: Colin Firth, Rachel Weisz und David Thewlis) einem talentierten Regisseur (James Marsh, „Die Entdeckung der Unendlichkeit“) und einem außergewöhnlichen Setting (die wahre Geschichte des Rennens der ersten Weltumsegelung ohne Zwischenstopp) kann schließlich nur wenig schief gehen; sollte man meinen. Leider entstand daraus jedoch ein Film von überraschend umfangreicher Banalität.

    Im Wesentlichen handelt das Biopic von dem Hobbysegler Donald Crowhurst (Firth), der 1968 an einer Regatta der ersten Nonstop-Weltumseglung teilnehmen will, obwohl er weder Hochsee-Erfahrung, noch das passende Segelboot besitzt. Der PR-Agent Rodney Hallworth (Thewlis) verspricht, die Geschichte in der Presse groß raus zu bringen und das Sponsoring zu übernehmen. Da Crowhurst sich für den Bau seines hochseetüchtigen Trimarans (ein Segelboot mit drei Rümpfen) hoch verschuldet, muss er das Rennen gewinnen, um mit dem ausgeschriebenen Preisgeld seine Firma und das Haus zu retten. Als bereits kurz nach dem Start durch Schwierigkeiten mit seinem Segler die Chancen auf den Sieg schwinden, sieht Donald nur eine Lösung: Er betrügt.

    Donald hat Frau und Kinder zurückgelassen, um an der Regatta teilzumehmen.

    Clare und ihre Kinder halten Ausschau nach ihrem Ehemann und Vater.

    Der Anfang des Films zieht sich beinahe unerträglich lang hin. In den ersten 30 von 112 Minuten geschieht im Grunde gar nichts, bis auf die leidliche Fertigstellung des Einhandseglers. Auch bleibt die zwingende Motivation des Protagonisten unklar, sich auf diese gefährliche Reise zu begeben und dabei Frau und Kinder zurückzulassen. Letztendlich ist sein einziger Grund für die Reise das Gefühl, nichts ausreichend „Großes“ in seinem Leben erreicht zu haben. Anders herum tut seine Ehefrau Clare (Weisz) unerklärlicherweise nichts, um ihn von dieser gefährlichen Aktion abzuhalten. Ein wenig entsteht das Gefühl der Unsinnigkeit seiner Teilnahme wohl auch durch die Besetzung Firths, der eher in der Rolle des melancholischen Denkers, als in der des draufgängerischen Abenteurers überzeugt. Ohne den Ausgang der Regatta für überraschungsfreudige Zuschauer vorweg zu nehmen, ist dieser wohl das unbefriedigendste Element der Erzählung und hinterlässt ein Gefühl der Unstimmigkeit.

    Sehenswert sind die Szenen kurz nach dem Ablegen des Bootes, in denen Crowhurst allein auf hoher See mit den übermächtigen Elementen und seinem fehlerhaften Segelboot kämpft. Dabei schafft es der Film ohne das in Hollywood übliche, unausweichliche „was schief gehen kann, wird schief gehen“ Spannung zu entwickeln. Positiv hervorzuheben ist auch das authentische Spiel der Akteure, besonders fallen die gut gewählten Kinderdarsteller auf. Schließlich ist das Abgleiten des Protagonisten in den Wahnsinn spannend zu verfolgen. Auch wenn die geistige und emotionale Fallhöhe Crowhursts noch deutlicher hätte ausgeprägt sein können, können diese Szenen guten Gewissens als das Highlight des Dramas betrachtet werden.

    In des Kinos ab: 29. März 2018

     

    Fotos: Copyright Studiocanal / Dean Rogers

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