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  • Die Schrecken der Flucht

    Regisseur Christian Petzold erzählt den Roman „Transit“ von Anna Seghers fürs Kino neu und versetzt die Flucht Georgs vor den Nationalsozialisten in die heutige Zeit.

    Der Film „Transit“ lässt den Kinobesucher durch seine Aktualität nachdenklich und bedrückt zurück. In dem Film ist Georg (Franz Rogowski) auf der Flucht vor den Faschisten. Die Nazis erobern immer mehr Städte und bringen immer mehr Menschen in Konzentrationslager. Auch Georg wäre einer von ihnen, wenn er verhaftet werden würde. Er ist nach Paris gereist und verbringt dort nun viel Zeit in Kneipen und kleinen Cafés. Er ignoriert die drohende Gefahr noch, bis er auf der Suche nach einem ebenfalls geflohenen Schriftsteller, nur noch auf dessen Leiche trifft. Er sieht nun die Chance mit dessen Papieren und Visen nach Mexiko zu kommen. Georg macht sich mit einem Genossen auf den Weg nach Marseille, um von dort auf ein Schiff nach Übersee zu gelangen. Eine Geschichte wie sie zur Zeit der Ausbreitung des Nationalsozialismus und zum Anfang des Krieges viele Fliehende erlebt haben dürften. Doch Christian Petzolds Verfilmung von Anna Seghers Roman „Transit“ spielt in der heutigen Zeit. Man sieht moderne Polizeiautos vorbeifahren, vollausgerüstete Polizisten bei Razzien und vollautomatische Kaffeeautomaten in Cafés stehen.

    Georg ist auf der Flucht vor Faschisten

    Wie man sich eine Flucht vorstellt: unbequem

    Am Anfang ist es etwas befremdlich, das Leid und die Unbarmherzigkeit mit der modernen Welt in Einklang zu bringen, da man in anderen Filmen den Filter des Historischen darüber legen kann und sich somit trösten, dass das ja alles schon lange her ist und sich die Zeiten geändert haben. Aber je länger man der Flucht Georgs zuschaut, desto mehr erkennt man, dass es keinen Unterschied macht. Man kann sich die Geschehnisse auch genauso im heutigen Marseille vorstellen. Diese Erkenntnis macht den Film noch etwas erdrückender. Die Menschen, die Georg in Marseille trifft, haben alle eine unterschiedliche Geschichte, doch sie haben den Kampf ums Überleben gemeinsam: der kleine Sohn seines Genossen, der auf der Flucht jedoch stirbt und mit dem sich Georg anfreundet; die Frau, die versucht mithilfe zweier Hunde, die sie eigentlich nicht leiden kann, nach Amerika zu kommen und natürlich Marie (Paula Beer), die auf der Suche nach ihrem Mann ist, der sich aber schon in Paris selbst getötet hat. Sie alle sind Leidensgenossen Georgs. Die Liebesgeschichte zwischen Georg und Marie, bleibt bis zum Ende verzwickt und leidvoll. Für die beiden gibt es keinen Ausweg und so endet ihre Geschichte, wie die Geschichten fast aller Beteiligten, tragisch. Die Situation lässt ein anderes Ende nicht zu, wodurch der Kinobesucher doch etwas betrübt aus dem Kinosaal entlassen wird.

     

    In den Kinos ab: 5. April 2018

     

    Fotos: © Schramm Film/ Marco Krüger

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