Über ein musikalisches Sehnsuchtsland
Die student!-Sonntagskolumne. Diese Woche schwärmt Kolumnist Jonas von italienischer Musik und teilt seine Gedanken zur gegenwärtigen Politik.
Besonders an Sonntagen zu langen Aufstehphasen bietet es sich an, dass ich mich einer Leidenschaft widme. Einer amore per sempre. Der italienischen Musik. Ab dem Espresso am Morgen laufen dann bei mir zu Hause Mannarino, Fabrizio de André und Adriano Celentano. Mit ihren wohlklingenden Strophen und eingängigen Melodien von Blues bis Jazz schmeckt mir mein Frühstück einfach noch besser.
Ein Freund von mir teilt diese Leidenschaft. Sobald einer von uns einen neuen Künstler entdeckt hat, wird sich über diesen ausgetauscht und erst mal an dessen gesamtem Werk erfreut. Fast immer, wenn wir uns treffen, geht es früher oder später um den ein oder anderen musicista und unsere neuen Lieblingslieder.
Auch Silvio Berlusconi liebt die italienische Musik, das wusste er sogar mit einer eigenen Platte zu beweisen. Dieser Tage ist er wieder im Gespräch, denn er sehnte sich zurück in die Politik. Seiner Partei, der Forza Italia, ist die Rückkehr bei den Wahlen Anfang März teilweise gelungen. Sie würde nach dem Movimento Cinque Stelle, den Sozialdemokraten und der rechten Lega Nord viertstärkste Kraft. Die Wahlgewinner ließen es sich größtenteils aber nicht nehmen, im Vorfeld und auch anhaltend gegeneinander Stimmung zu machen. Eine Koalition und damit eine neue Regierung ist deshalb bisher noch nicht in Sicht. Das ist nicht beunruhigend, gab es doch auch hierzulande über Monate hinweg keine Regierung. Dennoch stimmt es mich ein wenig nachdenklich, wenn ich die geballte Skepsis gegenüber Europa beobachte, wie sie dieser Tage aus Rom kommt. Sie ist bestimmt zu Teilen berechtigt, zielt nur leider oft nicht auf eine Reform Europas sondern auf den Rückgewinn nationaler Souveränität.
Gerade viele junge und progressive Italienerinnen und Italiener werden sich das Ergebnis, den beachtlichen Zugewinn von rechten und populistischen Parteien also schönsingen müssen. Zum Beispiel mit dem Lied „Una Storia Disonesta“ (Eine unehrliche Geschichte) von Stefano Rosso, das jedenfalls mir oft gute Laune bereitet. Es wäre polemisch, den Titel des Liedes auf die Politik Italiens zu übertragen und doch würde ich dem Land eine ehrlichere und zukunftsorientierte Politik wünschen. Es bleibt abzuwarten, was sich bei den nächsten Wahlen unter den Sternen des Jazz (siehe Paolo Conte) verbergen wird. Vielleicht ja eine solidarische und nachhaltige Politik. Und hoffentlich natürlich weiterhin viel gute Musik.
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