„An den digitalen Herausforderungen ausgerichtet“
Markus Beiler leitet den neuen Masterstudiengang Journalismus, der ab dem Wintersemester startet. Im Interview erzählt er student!-Redakteurin Hanna Lohoff von der neuen inhaltlichen Ausrichtung.
student!: Im nächsten Wintersemester startet der neue Journalismus-Master. Vor wenigen Wochen wurde jedoch beim Treffen des Senats noch sehr hitzig über die Ausrichtung des Studiengangs diskutiert. Es ging darum, ob es nun ein Master of Science oder ein Master of Arts werden soll. Können Sie die Diskussion aus Ihrer Sicht skizzieren?
Beiler: Der Senat hat den neuen, reformierten Masterstudiengang Journalismus wie alle anderen vorherigen Universitätsgremien breit befürwortet – einschließlich der geänderten Abschlussbezeichnung „Master of Science“ und ohne eine Gegenstimme. Das zeigt, dass unser Studiumskonzept inhaltlich überzeugt. Der alte, auslaufende Masterstudiengang Journalistik war mit dem Abschluss „Master of Arts“ versehen. Der neue Abschluss bedingt, dass der Anteil naturwissenschaftlicher Fachgebiete für einen Studiengang von großer Bedeutung ist. Das ist im reformierten Masterstudiengang der Fall: Vor dem Hintergrund der Digitalisierung von Gesellschaft und Kommunikation sind informatikwissenschaftliche und mathematisch-statistische Kompetenzen im Berufsfeld Journalismus von zunehmender Bedeutung, die wir daher künftig zusätzlich zu den journalistischen Grundlagen vermitteln. Die Diskussion im Senat mit den unterschiedlichen Fachvertretern hat uns geholfen, noch eine detaillierte Begründung der Abschlussbezeichnung „Master of Science“ für die endgültige Beschlussfassung durch das Rektorat zu erarbeiten.
Ab wann können Interessierte mit dem Bewerbungsstart rechnen?
Bewerbungsstart ist am 2. Mai. Interessierte können sich dann bis zum 31. Mai elektronisch über das Portal AlmaWeb bewerben. Anders als bislang ist der reformierte Masterstudiengang Journalismus für Absolventinnen und Absolventen aller Bachelorstudiengänge offen – es gibt keinerlei fachliche Einschränkungen. Das öffnet den Master auch für Interessierte des KMW-Bachelors hier in Leipzig. Bewerbungsvoraussetzung sind grundlegende journalistische Vorerfahrungen. Die können über Praktika mit einer Dauer von sechs Monaten oder in einem Bachelorstudium im Umfang von 30 Leistungspunkten erworben sein. Dabei ist jede beliebige Kombination möglich. Beispielsweise erfüllen Interessierte die Voraussetzungen, wenn sie in ihrem Studium ein Journalistik-Modul mit zehn Leistungspunkten belegt und vier Praktikumsmonate absolviert haben. Auch Tätigkeiten bei Mephisto 97.6 oder student! werden anerkannt.
Der Journalismus-Master wird künftig stärker forschungsorientiert sein. Auch dieser Punkt wurde viel diskutiert. Wie stehen Sie zu der neuen Ausrichtung des Studiengangs?
Unser Ziel war es, den Studiengang inhaltlich grundlegend zu reformieren. Wir haben uns dabei gefragt, welche Kompetenzen wir als Universität im Besonderen für die Qualifizierung für das Berufsfeld Journalismus beitragen können, die andere Ausbildungsinstitutionen nicht haben. Das ist zum einen die Interdisziplinarität einer Universität, die uns die Kooperation mit der Informatik ermöglichte. Damit reagieren wir auf die die großen digitalen Herausforderungen. Zum anderen ist die Forschung eine Schlüsselkompetenz einer Universität. Wir wollen unsere Studierenden dazu befähigen, sehr anwendungsorientiert im Team und projektorientiert innovative Lösungen für die sich ständig wandelnden Anforderungen und Arbeitsprozesse im Journalismus zu entwickeln. Unsere Forschung ist sehr praktisch.
Wie groß wird der Informatikanteil des Studiengangs ungefähr sein? Werden die klassischen Techniken des Journalismus überhaupt noch Platz haben?
Der Studiengang besteht aus drei Säulen. Die erste ist die klassische journalistische Säule mit handwerklichen Kompetenzen sowie weitergehenden journalistischen Fertigkeiten, wie zum Beispiel solchen im Bereich des Redaktionsmanagements, Medienrechts oder journalistischer Ethik. Die zweite Säule beinhaltet ganz grundlegende informatikwissenschaftliche Kenntnisse, die dritte Säule angewandte journalistische Forschung. Nun darf man das jedoch nicht isoliert betrachten, denn die Säulen sind inhaltlich miteinander verschränkt. Man kann also den Anteil informatikwissenschaftlicher Kenntnisse nicht streng quantitativ benennen. Journalismus ist ohne diese Fertigkeiten kaum noch vorstellbar. So braucht es diese zum Beispiel bei neuen journalistischen Formaten im Bereich von Social Media oder in der datenjournalistischen Recherche. Zum anderen benötigt man computergestützte Kompetenzen auch in der Forschung.
Wo werden Absolventen später eingesetzt?
Das sind vor allem drei Bereiche. Der erste sind klassische Redakteurstätigkeiten. Diese Kompetenzen haben die Absolventinnen und Absolventen des Studiengangs genauso wie auch bislang. Der zweite Bereich sind Funktionen an der Schnittstelle zwischen den Redaktionen und den Medienunternehmen – in Leitungsfunktionen und in der Projektentwicklung. Es ist unser zentrales Ziel, die Studierenden für projektorientiertes Arbeiten und Entwicklungstätigkeiten auszubilden. Der dritte Bereich beinhaltet Forschung und Wissenschaft. Da der Studiengang stärker als zuvor forschungsbasiert ist, ist er natürlich auch gute eine Vorbereitung für eine mögliche Promotion und eine wissenschaftliche Tätigkeit im Bereich von Kommunikation und Medien.
Weitere Informationen zum neuen Masterstudiengang und dem Bewerbungsverfahren gibt es auf der Homepage des Instituts für Kommunikations- und Medienwissenschaft.
Titelfoto: Hanna Lohoff
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