Mission Französische Filmtage – Mission Pays Basque
Pariser entdecken das untere Ende Frankreichs
Es scheint so, als würden sich die Franzosen oft mit kulturellen Unterschieden beschäftigen – zumindest filmisch Nach Willkomen bei den Sch’tis, Monsieur Claude und seine Töchter und Nichts zu verzollen kommt nun mit Mission Pays Basque (Die Pariserin – Auftrag Baskenland) ein neuer Teil dieser inoffiziellen Serie. Der Regisseur Ludovic Bernard (u.a. auch der Regisseur von La Haine) erzählt eine von diesen amüsanten Liebesgeschichten des 21. Jahrhunderts. Dabei verbirgt der Film keine Mogelpackungen, alles bleibt simpel, jedoch unterhaltsam.
Die ehrgeizige und skrupellose Pariserin Sybille (Elodie Fontan) gewinnt im Laufe des Films einige Lebenserfahrungen (und selbstverständlich den hübschen Mann) hinzu. Die wichtigsten zwei sind wohl, nie einen Basken zu fragen, ob er nun Franzose oder Spanier sei und dass Geld nicht alles ist, auf das man setzen sollte. Der ruppige Baske Ramuntxo (Florent Peyre) lernt dazu, dass Pariserinnen auch gute Liebhaberinnen sind und auch für ihn wird Geld zur Nebensache.
Die Kultur der Basken ist ganz eigensinnig und absurd zugleich. Das muss auch Sybille lernen, als sie einem alten Mann aus Bayonne sein Geschäft abluchsen soll. Da kommt der charmante Ramuntxo als Vormund um die Ecke und schleppt die feine elegante Sybille zu einer Art baskischen Jodel-Wettbewerb und kurzerhand gewinnt sie den Hauptpreis: eine Kettensäge. Dem Zuschauer ist natürlich von Anfang klar, wer mit wem am Ende nach Hause gehen wird. Zu offensichtlich und oberflächlich inszeniert Bernard die Charaktere. Und zu plakativ sind die Pointen platziert.
Die eigentliche Leistung des Films liegt in der Masse der Witze. Absurdität und Überraschungseffekt sind vorrangig. Wann sieht man schon mal eine Pariserin mit einer Panzerfaust hantieren und einen waschechten Basken Espadrille klöppeln? Bei diesem Film hat man alles inklusive. Die kulturellen Differenzen zwischen den südlichen Lagen und dem Herzen Frankreichs beschreibt Bernard durchaus treffend und zugleich ironisch. Das Konzept ist hierbei dasselbe wie bei den Sch’tis. Während sowohl Sybille als auch dem Kinobesucher die baskische Welt eigentümlich erscheinen mag, verlieben sie sich in diese Kuriositäten.
Mission Pay Basque mag einfach konzipiert sein, dennoch können die Erwartungen auf Unterhaltung vollends erfüllt werden. Das Setting, die Charaktere, die Witze und der Hauptpreis des Jodel-Wettbewerbs passen buchstäblich zueinander. Im Film stimmt alles. Eine Analyse der kulturellen Unterschiede sollte indes nicht erwartet werden. Natürlich lernt der Zuschauer auch etwas über die Basken dazu wie auch Sybille, aber es zeigt die Welt eher rudimentär und aus nur einer Perspektive – aus Ramuntxos. Eine Sache darf nicht vergessen werden, dass die Basken gelegentlich vergessen werden. Frankreich, das zeigt der Film, besteht eben nicht nur aus Paris, Wein und Baguette.
In den Kinos ab: 19. April 2018
Fotos: Copyright Claude MEDALE / PARADIS FILMS
Hochschuljournalismus wie dieser ist teuer. Dementsprechend schwierig ist es, eine unabhängige, ehrenamtlich betriebene Zeitung am Leben zu halten. Wir brauchen also eure Unterstützung: Schon für den Preis eines veganen Gerichts in der Mensa könnt ihr unabhängigen, jungen Journalismus für Studierende, Hochschulangehörige und alle anderen Leipziger*innen auf Steady unterstützen. Wir freuen uns über jeden Euro, der dazu beiträgt, luhze erscheinen zu lassen.