„Ich bin näher an den Sportlern dran“
Stefanie Weinberg ist neue Spitzensportbeauftragte der Uni Leipzig. Jahrelang vereinte sie ihre Profi-Schwimmkarriere erfolgreich mit einem Jura-Studium, nun gibt sie ihre Erfahrungen weiter.
Stefanie Weinberg (26) ist seit Januar Beauftragte für Spitzensport der Universität Leipzig. Im Alter von fünf Jahren nahm sie das Schwimmtraining auf, mit 15 bestritt sie ihre erste Para-Weltmeisterschaft. Sie blickt heute auf eine internationale Sportkarriere zurück, in der sie unter anderem paralympische Europameisterin über 100 Meter Schmetterling wurde. Nebenbei absolvierte sie ihr Jura-Studium. student!-Redakteurin Luise Mosig hat sie erklärt, warum sie sich irgendwann für ihr Staatsexamen und gegen Rio 2016 entschied.
student!: Was sind deine Aufgaben als Beauftragte für Spitzensport?
Weinberg: Ich arbeite mit dem OSP (Olympiastützpunkt Leipzig) zusammen, um die studierenden Spitzensportler zu erfassen und herauszufinden, ob und wie sie Unterstützung benötigen. Ich berate sie dann zu Problemen im Uni-Alltag, zum Beispiel, wenn sich ein Klausurtermin mit der Teilnahme an einer Weltmeisterschaft zeitlich überschneidet oder eine Hausarbeit aufgrund trainings- oder wettkampfbedingter Abwesenheit nicht rechtzeitig fertiggestellt werden kann. Dabei stehe ich in engem Kontakt mit den fakultätsinternen Mentoren. Ich bin auch Ansprechpartnerin für potentielle Studierende, um beispielsweise den Bewerbungsablauf zu optimieren oder Fragen zur Vereinbarkeit von Studium und Leistungssport bereits im Vorfeld zu klären. Gerade im Bereich der sportspezifischen Studiengänge, zum Beispiel Lehramt Sport oder Sportwissenschaften, wurden die Zulassungsvoraussetzungen für Spitzensportler teilweise leicht modifiziert. Im Großen und Ganzen agiere ich als Beraterin und Vermittlerin zwischen der Uni, den Sportlern und dem OSP.
Wie sah dein Alltag als Leistungsschwimmerin aus?
Ich bin morgens halb sechs fürs Training aufgestanden und abends im Dunkeln nach Hause gekommen, dazwischen hatte ich kaum eine freie Minute. Ich saß oft mit noch nassen Haaren in der Vorlesung und habe unterwegs gegessen – wenn überhaupt. Es gab Situationen, in denen ich in der 11-Uhr-Vorlesung saß und Kommilitonen zu spät kamen, weil sie verschlafen hatten. Zu dem Zeitpunkt war ich schon fünf Stunden auf den Beinen. Manchmal habe ich das klassische Studentenleben schon vermisst.
Als du dich mit 22 Jahren aus dem Leistungssport verabschiedet hast, um dich auf dein Staatsexamen zu konzentrieren, warst du vergleichsweise jung für diesen Schritt. Wie blickst du auf diese Entscheidung zurück?
Ich war bei zwei Paralympics dabei und relativ früh international im Wettkampf. Damit bin ich zufrieden. Wenn ich mir heute Wettkämpfe im Fernsehen anschaue, werde ich schon ein bisschen wehmütig. Aber man muss auch an seine berufliche Zukunft denken. Fakt ist: Ich hätte mit Leistungssport nie wirklich Geld verdienen können. Bei einem Wettkampf in Kanada habe ich einmal 100 Dollar Preisgeld erhalten, das war’s aber auch.
Was ist dein persönliches Highlight aus deiner Karriere als Schwimmerin?
Der Europameistertitel 2011 ist eines meiner Highlights. Da wurde für mich die Nationalhymne gespielt – ich glaube, das ist der Traum eines jeden Sportlers. Bei der Weltmeisterschaft in Südafrika gewann ich mit dem deutschen Staffelteam die Bronze-Medaille. Das Teamgefühl und das gegenseitige Mitfiebern ist gerade in einer Einzelsportart eine ganz besondere Abwechslung. Und natürlich die Paralympics, zum Beispiel in Peking, da war ich 17 Jahre alt und die Halle mit 17.000 Zuschauern ausverkauft. Solche Erlebnisse realisiert man erst Wochen später.
Welche Ziele hast du als Spitzensportbeauftragte?
Ich möchte Ansprechpartner für die Studierenden selbst sein, anstatt sie immer nur an die Mentoren weiterzuleiten. Durch mein junges Alter, vielleicht auch einfach durch das „Du“, bin ich näher an den Sportlern dran. Die Probleme, mit denen sie zu mir kommen, habe ich während meines Studiums selbst durchgemacht. Irgendein Professor kann den Job sicher super machen, aber vielleicht nicht wirklich nachvollziehen, in welcher Situation die Studierenden stecken.
Fotos: privat
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