Bis Mitternacht im Museum
Wir haben für euch das Programmheft der diesjährigen Museumsnacht auseinandergenommen und die ein oder andere kultige Aktion gefunden!
Ein Abend voller Möglichkeiten und Vielfalt steht bald für Leipzig und Halle bevor. Ob du diesen damit verbringst, alle Filme von Clown Ferdinand (Clown-Museum Leipzig – Dipetos Welt der Clowns e.V.) anzusehen oder deine persönliche Rekordzeit in Museum pro Stunde zu knacken, ist ganz dir überlassen. Am 5. Mai bei der diesjährigen Museumsnacht kannst du einmal bis in die Nacht hinein Museen und andere Institutionen in Leipzig und Halle erkunden. Als Student bist du mit acht Euro dabei und hast den ganzen Abend einen Freischein für die über 80 teilnehmenden Kulturstätten. Keine Sorge, falls du deinen Uni-Ausweis vergessen solltest, denn deine Eintrittskarte ist auch für den gesamten ÖPNV der beiden Städte plus S-Bahn Verbindung zwischen Halle und Leipzig gültig. Außerdem werden es in Leipzig drei und in Halle zwei zusätzlich Sonderlinien zur Museumsnacht geben.
Unter die Lupe werden in dieser Nacht Einhörner, Gartenzwerge und andere denkwürdige Berühmtheiten genommen, denn es soll vor allem kultig werden. Der Duden selbst definiert „Kult“ unter anderem als „besondere, übertrieben sorgfältige Form des Umgangs mit einer Sache“. Somit hat Susanne Kucharski-Huniat, Leiterin des Kulturamtes Leipzig, nicht ganz Unrecht mit der Behauptung, dass die Museumsnacht Leipzig-Halle mit ihrem zehnjährigen Fortbestehen auch selbst fast Kult sei. Das diesjährige Motto ist in dieser Hinsicht erstmal erfüllt.
Doch nicht nur Museen, sondern auch andere besondere Einrichtungen sind am 5. Mai dabei. So zum Beispiel die Deutsche Zentralbücherei für Blinde (DZB) in Leipzig, welche man laut Ronald Krause, PR-Referent der DZB, schon fast als „Kulttempel“ bezeichnen könne. Dort wird einem ein „Blick hinter die Kulissen“ geboten. Denn neben einer Bücherei ist diese auch Produktionsstätte. Wer sich nun also wundert, wie denn Bücher und Noten in Brailleschrift, aber auch tastbare Abbildungen hergestellt werden, findet dort seine Lösung. Zum Ausprobieren gibt es Spiele für Blinde, wie Mensch Ärger Dich Nicht oder auch barrierefreie Technik, also Smartphones, Tablets und Computer. Außerdem stellt die DZB noch Blindenschriftschreibmaschinen zur Verfügung. „Dort kann man Grüße und Texte verfassen oder auch eine Postkarte in Brailleschrift schreiben, welche wir dann kostenfrei verschicken. Wir fungieren sozusagen als Postamt der Museumsnacht“, so Krause.
Neben größeren Einrichtungen, wie der GRASSI Museen oder dem Museum für bildende Künste, machen auch kleinere, vereinsgestützte Museen, wie das Sächsische Psychiatriemuseum in Leipzig, mit. „Uns ist einfach wichtig über Informationen an das Thema Psychiatrie heranzuführen und wir versuchen durch Geschichte Leute für das Thema zu öffnen. Diese wollen wir jedoch nicht als eine medizin-historische darstellen sondern ganz bewusst aus der Sicht der Betroffenen“, erklärt der Leiter des Sächsischen Psychiatriemuseums Thomas Müller. Einer der berühmten Psychiatriepatienten ist Daniel Paul Schreber, Sohn des Namensgebers für die Schrebergärten. Von „Linguisten und Psychoanalytikern“ hat sich so manch einer schon mit den Memoiren „Die Denkwürdigkeiten eines Nervenkranken“ von Schreber auseinandergesetzt, zum Beispiel auch Sigmund Freud. Einen Einblick gewährt das Museum durch eine Ausstellung und auch Ausschnitte aus den Memoiren werden bei einer Lesung vorgetragen. Geheimnisvoller wird es bei der Aktion „Gestern gegen heute gegen morgen oder: Death is dead“ bei der die Künstlergruppe IG POP sich etwas für den Eingang des Hauses einfallen lässt: „Eine Installation, die man nicht einfach konsumieren kann, weil sie auf jeden Fall auffällt.“
Auch die Hochschullandschaft beider Städte nimmt an der Museumsnacht teil. Für die Universität Leipzig ist das ägyptische Museum dabei, welches unter anderem Orakelbefragungen anbietet. Aber auch die Hochschule für Grafik und Buchkunst zeigt in ihrer Galerie etwas aus ihrem Repertoire.
Fest steht: An diesem Abend wird für jeden etwas geboten sein. Man hat die Möglichkeit bei einer Fahrradtour (Tour de Musée in Leipzig) mitzumachen oder natürlich spontan sich einen der unzähligen Programmpunkte auszusuchen. Wer jedoch die Museumsnacht vorausplanen möchte, kann sich die gewünschten Museens auf der Webseite vormerken, um dann einen Fahrplan zu erstellen.
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