Schlacht gegen Mutter Natur
Wie ein Frachtzug oder ein schnaubender Drache – so hört sich ein Waldbrand an. „No Way Out“ ist ein monumentaler Film, der sich einem der gefährlichsten Berufe der Welt widmet.
Vielen Kinogängern dürfte der Begriff „Hotshots“ nicht geläufig sein. So werden Spezialeinheiten der amerikanischen Feuerwehr genannt, die an der vordersten Front Waldbrände bekämpfen. Sie bekämpfen Flammen mit Flammen, schaufeln Gräben, fällen Bäume und entzünden Kontrollfeuer, um den Brand einzudämmen. Es ist schwer zu begreifen, warum es kaum einen gefährlicheren Beruf gibt.
„No Way Out“ basiert auf der wahren Geschichte der Granite Mountain Hotshots unter der Leitung von Eric Marsh, dem ersten regionalen Hotshot-Feuerwehrteam der USA. Bereits seit 2008 machten sie sich mit Tüchtigkeit und Können einen Namen, aber ihr selbstloser und heldenhafter Einsatz am 28. Juni 2013 ging in die amerikanische Geschichte ein: Als ein durch Blitzschlag verursachtes Feuer auf dem Yarnell Hill in Arizona ausbrach, machten sich die 20 Männer auf den Weg, um die Flammen unter Kontrolle zu bringen. Noch ahnte niemand, dass sich hier eines der verheerendsten Unglücke in der Geschichte der amerikanischen Feuerwehr entwickeln würde. Denn als der Wind drehte, fanden sich die Männer in einer gigantischen Feuerbrunst wieder – und ihr Fluchtweg war abgeschnitten.
Es dauert etwas, bis der Film Fahrt aufnimmt, aber diese Anlaufzeit ist nötig, denn wenn die Handlung zuschlägt, tut sie es mit Wucht. Und fast scheinen die Waldbrände nicht ertragbar zu sein, selbst vom Kinosessel aus. Die audio-visuelle Gestaltung lässt mich nicht nur beinahe die Hitze auf der Haut spüren, auch die Handlungen der Hotshots spiegeln die unvorstellbaren Dimensionen der Brände wider: Szenen wie die, in der sie sich bedeckt mit feuerfesten Planen von einer Flammenbrunst überrollen lassen – bei über 800°C und einer Lautstärke von hundert Güterzügen ein Gefühl, „als wenn die Welt untergeht“ – lassen wohl niemanden unberührt.
Dabei gelingt es „No Way Out“ bei aller Action, kein Actionfilm zu sein, sondern den mehrdimensionalen Charakteren den Raum zu lassen, die sie benötigen. Liebe und Freundschaft sind wichtige Themen im Leben der Elite-Feuerwehrmänner, die damit kämpfen, die extremen Anforderungen ihres Berufes mit Ehe und Familie zu vereinbaren.
Ich möchte beinahe verdrängen, dass der Film auf wahren Begebenheiten beruht, denn das macht das Hinsehen nicht leichter: Die Hotshots üben einen Beruf aus, der so lebensgefährlich und fulminant wichtig ist und ich bin regelrecht entsetzt, noch nie zuvor von ihm gehört zu haben.
Dass trotz thematisch passender Handlung der gefürchtete Heroismus amerikanischer Heldenfilme ausbleibt, ist der größte Pluspunkt des Films. Ein weiterer ist die spektakuläre Optik – Joseph Kosinksi („Tron: Legacy“) zählt nicht grundlos zu den visuell stärksten Regisseuren der Welt. In bildgewaltigen Szenen gelingt es ihm, die Schönheit, aber auch die zerstörerische Macht der Natur einzufangen. Die Bilder der brennenden Waldtiere bleiben tagelang im Gedächtnis.
„No Way Out“ zeigt einen erfrischend anderen Blickwinkel zum Thema Heldentum, der ganz ohne den üblichen Pathos auskommt, sondern zutiefst ergreifend und menschlich inszeniert ist – ein Film, den ich nicht genug empfehlen kann!
In den Kinos ab 3. Mai 2018
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