Kochen mit C
In unserer dieswöchigen Kolumne spricht Conrad mit C von seinen ersten Koch-Malheurs und bietet so manch hart verdienten Rat.
Als ich das erste Mal von Zuhause auszog und mit einem Mal selbst für die Zufriedenheit meines Magens verantwortlich war, sah ich mich noch genötigt, meine damalige Mitbewohnerin zu fragen: „Ist jetzt die Grüne oder die Schwarze die Zucchini?“ Und: „Wie lange lasse ich die Nudeln noch gleich im heißen Wasser?“
Seitdem hat sich zum Glück einiges geändert. Ich weiß jetzt: Auberginen muss man salzen und Wasser verlieren lassen, bevor man sie braten kann, und mit Spaghetti bewirft man sich am besten so lange gegenseitig bis eine gute Menge (das richtige Einschätzen ist hier allein von der connaissance gastronomique des Koches abhängig) an der Wand kleben bleibt. Dann sind sie al dente.
Während ich bei meinen ersten Kocherfahrungen oft noch stöhnend mit dem Einkaufsbeutel voll frischer Zutaten nach Hause humpelte – die Aussicht, nach einem anstrengenden Tag auch noch kochen zu müssen, stimmte mich nicht gerade ausgelassen – hat sich auch hier meine Sichtweise verändert. Was könnte ich denn heute mit der Paprika machen, damit sie besonders intensiv ihr Aroma entfaltet? Muss ich sie kleiner schneiden? Was passiert wohl, wenn ich die Zwiebeln nach dem Anbraten mit Orangensaft ablösche? Ob sich nur aus Pilzen und Tomaten eine anständige Pastasoße fertigen lässt? Kochen ist Wissenschaft, Handwerk und Kunst. Mit Freude zu kochen erfordert ebenso viel Akkuratesse wie Übermut. Gerade die Mischung aus beiden kann manchmal zu den ausgefallen-einfallsreichsten Gerichten führen.
Wer sich die Mühe macht, der findet Ruhe im Kochen und wer mit Ruhe kocht, dem scheint es mühelos. Schließlich wird man am Ende der Zubereitung eines jeden Gerichtesbelohnt. Die Beziehung, die man zu seinem Essen hat, ist eben eine andere, wenn man es selbst behandelt. Und sitzt man dann vor dem Teller seiner genial-innovativen Kreation und überschreitet dank der eigenen Hingabe an das Essen die Pforten ins Geschmacks-Nirvana, so ist man belohnt; und kommt bloß Brei heraus, so hat man doch immer noch etwas dabei gelernt – für das nächste Mal.
So habe auch ich den langen und steinigen Weg meiner ersten Versuche bewältigen müssen, die oft gescheitert in einer Art Hähnchen-Reis-Schleim resultierten, bis hin zu dem, was man vielleicht mit einiger Kühne ein Stroganow nennen darf. Aber sehe ich die Gesichter meiner Freunde, wenn ich ihnen dieses Gericht serviere, so hat sich das Ringen um meine mageren Kochkenntnisse auf jeden Fall gelohnt. Denn am schönsten ist es in jedem Fall für andere zu kochen. Jedes Gericht wie ein kleines Geschenk.
Das Kochen ist eine Meisterschaft, in der ich für meinen Teil vielleicht gerade mal den Rang eines Novizen errungen habe. Aber: Auch ein blindes Huhn findet einmal ein Korn und wie viel mehr hat es erst von diesem Korn, wenn es weiß, wie man es richtig zubereitet.
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