The Dog Days Are Over
Mit 25 Jahren zieht Kolumnist Hagen seine eigene Bilanz vom Leben und erzählt, was er in naher Zukunft gerne erleben würde. Eine Ode an die Familie und kindliche Neugierde dürfen dabei nicht fehlen.
Die Pfingstfeiertage sind vorbei und so allmählich kehrt sie ein – die Stille. Wie viele Studierende zog es mich letztes Wochenende für ein paar Tage in die Heimat, um ein wenig Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Als Kind einer Großfamilie bin ich quasi mit einer Rudelmentalität aufgewachsen und weiß das mir vertraute Umfeld sehr zu schätzen. Wenngleich ich immer wieder gerne heimkehre, so stellt sich doch zunehmend ein Gefühl ein, das ich nur schwer beschreiben kann. Irgendetwas zwischen Nostalgie, Sehnsucht und Hoffnung, aber auch Leere. Dieses Gefühl ist weder negativ noch positiv – es ist einfach da. Es verleitet mich dazu, nachzudenken. Sowohl über Vergangenes als auch Zukünftiges. Seid beruhigt, ich werde jetzt keinen pessimistischen Einblick, sondern vielmehr einen fordernden Ausblick auf das gegenwärtige Leben geben.
Ich bin jetzt 25 Jahre alt, befinde mich inmitten meines Masterstudiums und bin weit davon entfernt, Kinder zu haben oder verheiratet zu sein. Ich lebe gerne in Leipzig und habe einen Freundeskreis, der all meine Gepflogenheiten kennt und schätzt. Also eigentlich beste Voraussetzungen für entspanntes Leben. Und dennoch umtreibt mich ein ganz merkwürdiger Zustand. Kaum die Unsicherheit der Jugend überwunden, stehe ich nun vor neuen Herausforderungen. Denn das Studium neigt sich allmählich dem Ende zu und so befinde ich mich schon mit einem Bein im neuen Lebensabschnitt. Betrachte ich meine älteren Geschwister, so zeigt sich, dass Themen wie berufliches Fundament, Heirat, Kinder oder Eigenheim keine utopischen, „spießigen“ Vorstellungen mehr sind, sondern gegenwärtige Sorgen und Wünsche. Doch all dies kann und will ich noch nicht akzeptieren. Zumindest nicht für mich. Habe ich doch gerade erst verstanden, mich mit meiner neuen Situation auseinanderzusetzen: Denn zu begreifen, ein Teil der Familie zu sein, auch wenn man über 500 Kilometer vom Elternhaus entfernt wohnt, ist nicht immer einfach. Aber es ist nun einmal der Lauf der Zeit und gehört zum Erwachsenwerden dazu. Ebenso wie die Tatsache, seine eigenen Ziele und Pläne für das Leben zu verwirklichen. Und genau in dieser Phase sehe ich mich. Die kindliche Neugierde scheint in mir wieder entfacht zu sein und ich bin bereit, die Welt zu erkunden und all das nachzuholen, was mir bisher verwehrt geblieben ist.
Mein Vater beispielsweise verbrachte seine goldenen Zwanziger größtenteils in den USA und Südeuropa. Er hat viel gesehen und vor allem viel gearbeitet. Eine bemerkenswerte Vita, die mich immer noch inspiriert und zum Nachahmen animiert. Genau so etwas wünsche ich mir für die nahe Zukunft. Andere Länder, Kulturen und Menschen erleben und kennen lernen, das ist mein Ziel. Mit Mut und Willen, aber auch einem Hauch von Risiko im Gepäck sollte dies möglich sein. Und falls es nicht so läuft wie geplant, so weiß ich, dass, komme was wolle, ich mich immerzu auf meine Familie verlassen kann. So bin ich – anders als Florence Welch* – der Meinung, dass die Hundstage nicht vorbei sind, sondern gerade erst angefangen haben. So lasset sie kommen, ich bin bereit!
*begnadete Sängerin der britischen Indie-Band Florence + the Machine, die unter anderem den Titel dieser Kolumne musikalisch inszeniert hat.
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