Schweinekram
Kolumnistin Franziska ist sich sicher, dass sie der Welt einen großen Gefallen tut, wenn sie nicht mehr mit ihren Gedanken und Erfahrungen hinter dem Berg hält. Part Eins einer 40-teiligen Serie.
Gefühle. Haben wir nicht alle Gefühle? Ich glaube, am besten wäre es, wenn wir diese Gefühle alle endlich öffentlich ausbreiten würden. Es ist einfach so verdammt wichtig, dass wir das, was uns nun einmal gerade beschäftigt, im Internet teilen. Oder in Printzeitungen. Oder vielleicht sogar in Büchern!
Ich halte es da ganz mit Jan Fleischhauer, dem Kolumnisten von SPIEGEL ONLINE, der kürzlich einen Erfahrungsbericht über die Scheidung von seiner Frau veröffentlicht hat. „Alles ist besser als noch ein Tag mit dir“ heißt er. Und ich denke, die Welt ist eine bessere, seit sie weiß, was für ein furchtbares Exemplar eines menschlichen Wesens Fleischhauers Exfrau ist. Und deshalb möchte ich hier teilen. Meine Gefühle als Studentin, meine Perspektiven, meine Erlebnisse, Gedanken und Ideen – die haben dieser Welt gefehlt. Ich bin überglücklich, dass sich mir eine Plattform bietet, um mich mitzuteilen. Denn ganz ehrlich, wer von uns denkt denn nicht, dass unsere alltäglichen Gedanken nicht das sind, was diese Welt endlich in die richtigen Bahnen lenken wird? Hätten wir nur genug Follower auf den Social-Media-Plattformen, wären wir Autoren bei bento.de, wüsste jeder, wie das eigentlich läuft mit der menschlichen Existenz. Die eigene Erfahrung hat keinen Wert, wenn sie nicht gesamtgesellschaftlich verwurstbar ist.
Ich zum Beispiel bin der Meinung, dass Meerschweinchen keine Haustiere sein sollten. Nun stellt sich vielleicht jemand die Frage, ob dies nicht in mein Tagebuch oder vielleicht in WhatsApp-Nachrichten an meine Bekannten gehört. Ich denke: nein. Auf keinen Fall. Es ist von absoluter Relevanz, dass ich diese Gedanken hier ausbreite. Schaut mal, es heißt doch schon im Namen des Tiers:„schweinchen“. Und sind Schweine nicht die ultimativen Nutztiere? Für Kühe würde ich noch eine Lanze brechen, sie sind einigermaßen majestätisch, sie sind sogar heilig in manchen Kulturen. Wenn es Minikühe gäbe, wäre ihre Haltung in kleinen Käfigen in Kinderzimmern, mit ein bisschen schimmligem Stroh und einer verranzten Nuckelflasche, auf jeden Fall gerechtfertigt. Aber Schweine? Das Original verachten viele Religionen als unrein, allgemein wird das Wort „Schwein“ als Schimpfwort verwendet. Sie stinken, sie sind rosa, sie wühlen im Dreck. Und dennoch gibt es Individuen, die das sogenannte „Meerschwein“ – welches ja wohl absolut überhaupt nichts mit dem gewaltigen, grandiosen Meer zu tun hat, aber dafür umso mehr mit seinem tierischen Namensvetter – als Haustier halten. Quasi auf gleicher Ebene mit dem Kaninchen, welches selbstverständlich einen absoluten Mehrwert besitzt im Vergleich zum Meerschweinchen. Es ist weich und flauschig, es quietscht nicht in der Gegend herum, und wenn es hart auf hart kommt, kann man es sogar noch mit einer wundervollen Rotweinsoße zubereiten. Das Meerschwein wird allenfalls in Peru gegessen, da gibt es nämlich nichts anderes. Es schmeckt furchtbar, so kann ich berichten, es ist fettig, kaum Aroma.
Selbst meine Cousine dritten Grades, Dörte-Marie, sagte mir in jungen Jahren: „Lass dich nicht mit Meerschweinchen ein! Sie werden dein Untergang sein!“. Ich habe mir diesen Ratschlag sehr zu Herzen genommen. Weshalb erkennt diese grundlegende Wahrheit nur niemand? Um Missverständnisse dieser Art aufzuklären und zum kulturellen Konsens zu führen, dafür sind wir Kolumnisten da. Also: Applaudiert mir nicht, das größte Lob ist mir die allumfassende Ächtung von Meerschweinchen, immer und überall.
Titelfoto: Pixabay
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